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Kritik des Wachstums - SZN-ZYKS-1-000
27.07.2022
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Themenbeitrag


 



Kritik des Wachstums





Liebe Mitglieder,

am Wochenende war es wieder soweit, die neue Ausgabe der Schlagzeilen lag in meinem Briefkasten.

In der aktuellen Ausgabe Nr. 192 erweckte der Artikel „BDSM-Wachstum“ mein Interesse.

In dem Beitrag geht es um Entwicklung, Fortschritt und persönliches Wachstum als BDSMer. Der Autor (oder die Autorin, wobei das Pseudonym einen Autor nahelegt) überträgt seine Erfahrungen und Kompetenzen aus der Wirtschaft auf BDSM und regt an, die eigene Komfortzone zu verlassen, um sich zu entwickeln, zu wachsen.

Dieser Gedanke ist nicht völlig neu und ich stoße (leider) immer wieder auf Menschen, die meinen, man müsse auch BDSM mit den Werkzeugen, welche für die Wirtschaftswelt entwickelt wurden, bearbeiten.

Was ich zum Anlass nehme, eine gegenteilige Position darzulegen.

Bereits das Wort Wachstum ist bei den meisten Menschen so positiv konnotiert, dass ihnen jede kritische Distanz dazu fehlt.

Wachstum ist ein Wort, welches gern für die Entfaltung des eigenen Potentials verwendet wird, für Entwicklung steht und als Wirtschaftswachstum zum Heilsversprechen vieler Politiker wird, dass in keinem Parteiprogramm fehlen darf.

Und dies, obwohl Wachstum zunächst nur die Zunahme eines Zustands bedeutet. Wachstum ist damit nicht per se eine gute Sache.

Wer einen Garten pflegt gegen das ungehemmte Wachstum unerwünschter Pflanzen ankämpfen muss oder von seinem Hausarzt erfährt, dass seit dem letzten Besuch die Hämorrhoiden deutlich gewachsen sind, der empfindet Wachstum selten als beglückend.

Der Wunsch nach Wachstum, Entwicklung und Fortschritt macht in meinen Augen immer dann Sinn, wenn ich mit anderen in einer Konkurrenzsituation stehe. Von zwei Bäumen die eng nebeneinander stehen, bekommt jener die meiste Sonne ab, der am schnellsten wächst.

Als Sportler oder Innovator muss ich mich ebenfalls ständig weiterentwickeln um die Pole-Position zu halten.

Doch sehe ich meine Vorliebe zum BDSM nicht diesen Marktgesetzen unterworfen. Wenn ich einen milden Sadismus/Masochismus in mir spüre sehe ich keine Veranlassung diese Neigung in mir zu entwickeln, meine Komfortzone zu verlassen, aber so wird es im oben genannten Beitrag nahegelegt, um mich in neue (gfls. extremere) Bereiche vorzutasten.

Ich halte es sogar für kontraproduktiv dies zu tun. Denn zum Beispiel als Hardcore-SMer habe ich keinen erweiterten Aktionsradius sondern einen verengten. Ich muss andere Hardcore-Freunde finden, um noch auf meine Kosten zu kommen. Der Kreis potentieller SM-Partner wird also kleiner.

Persönlich halte ich die Entwicklung-Coachs in Sachen BDSM für Rattenfänger. Sie flöten eingängige Phrasen aus dem Portfolio der Marketing- und Wirtschaft-Strategen vor sich hin und "verführen" so ihre Zuhörerschaft ihre Neigung als Ackerfeld zu sehen, das es zu bearbeiten gilt um Ernte einzufahren.

Ein Beispiel. Kommt bei einem Meeting das Gespräch auf die sogenannte Komfortzone, die es natürlich zu verlassen gilt, um sich zu entwickeln, so erfährt man zu dieser Aussage selten etwas anderes als Zustimmung. Ich habe noch nie erlebt, dass jemand den Verbleib in dieser Zone verteidigt hätte. Zu groß wäre die Gefahr als feige, unbeweglich oder gar faul zu gelten.

Es gilt als gesetzt, dass man seine Komfortzone gefälligst zu verlassen hat, um im Beruf voran zu kommen.

Das ist auch nicht ganz falsch. Ich vermute nur, dass sich Millionen von Erwerbstätigen in unbequeme und ungeliebte berufliche Situationen bringen, ihre Komfortzone also verlassen, nur um sie an anderer Stelle massiv auszubauen.

Was anderes mache ich denn mit dem monetären Zugewinn, den ich durch das Verlassen meiner Komfortzone errungen habe?

Ich kaufe mir ein Auto, das nicht nur über elektrische Fensterheber und eine Einparkhilfe verfügt sondern auch einen Regensensor und beheizbare Außenspiegel hat. Endlich kann ich mir die Putzhilfe, den Gärtner, einen Flug in der Business-Class und eine neue Alexa in allen Räumen leisten.

Alles Dinge, die ich nicht brauchen würde, ginge es mir wirklich darum, dass das Leben außerhalb der Komfortzone so viel erfüllender ist.

Zurück zum BDSM …

Selbstverständlich kann es beglückend und inspirierend sein, über sich und seine bisherigen Fähigkeiten hinauszuwachsen, neues kennenzulernen und sein Repertoire zu erweitern.

Vor allem dann, wenn mir eine intrinsische Motivation dazu inne wohnt. Dann aber muss ich mich nicht selbst dazu anhalten meine Komfortzone zu verlassen, sondern befinde mich weiter in meiner Komfortzone, denn ich will diese Erfahrung machen.

Bin ich aber z.B. damit glücklich mich vom Rohrstock züchtigen zu lassen, so sehe ich keinen Grund dafür mir, entgegen meiner Bedürfnisse, neue Ziele zu setzen um einem von außen an mich heran getragenen Wachstumsanspruch zu entsprechen, welcher mir vorgibt, ich muss auch das Paddle, die Gerte und eine Bullwhip kennenlernen, weil ich mich nur so entwickeln kann.

Für mich gibt es Dinge nicht zwingend optimiert werden müssen. Wer bereits als Bunny im Suspension war, muss nicht als nächstes an seinen Brüsten hochgezogen werden, nur um nicht der Stagnation zum Opfer zu fallen. Selbstoptimierung ist ohnehin die Geißel unser Gesellschaft.

Ich halte es für falsch, kategorisch anzunehmen, alles müsse optimiert werden. Diese Vorannahme führt zu dem Gefühl permanent unzureichend zu sein.

Sollte der längste Schwanz tatsächlich auch der Beste sein, haben 99,9 % aller Männer das nachsehen, denn nur ein Mann auf diesem Planeten besitzt ihn.

Meine These ist allerdings, dass wenn ich beispielsweise nur durchschnittlich dominant bin, so ist das okay. Superdoms haben nicht automatisch mehr Spaß beim Sex.

Der im Kapitalismus tief verwurzelte Gedanke: „Mehr ist besser“ ist - meiner Auffassung nach - nicht auf alle Lebensbereiche anwendbar.

Eine tiefe Befriedigung kann ebenfalls aus der Erkenntnis entstehen, dass alles schon perfekt ist, wie es ist. Das nichts korrigiert oder optimiert werden muss. Gerade im Privaten und dazu zähle ich Sexualität, plädiere ich dafür sich aus dem Hamsterrad des „weiter, schneller, höher, besser“ zu verabschieden. Ich bin als Mensch nicht „zurückgeblieben“ wenn ich auch nach 10 Jahren nur die 2 Kinks meiner Jugend habe.

So wie es Gloria Gaynor in ihrem Lied aus den 80igern gesungen hat:

„I am what I am, I am my own special creation ...“




Text: M. Zyks
Bild: ©Monster Ztudio - stock.adobe.com
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Der Inhalt dieses Artikels gibt lediglich die Meinung und Ansicht des Autors wieder und muss mit der Meinung der Sklavenzentrale nicht unbedingt übereinstimmen.