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03.12.2014
ONLINE-MAGAZIN
Gewerbliches


Verschollen

Im Claim

Es ist angenehm warm. Ich höre Vogelgezwitscher. Ich sehe eine Kette. Ich bewege den Kopf, die Kette schaukelt. Die Kette endet an meiner Nase. Ich greife vorsichtig nach ihr, fühle einen Ring. Ich folge der Kette und sehe einen Mann, der die Kette hält. Ich knie auf dem Boden, der Mann sitzt und unterhält sich mit zwei anderen Männern. Einer sagt gerade etwas über eine Lisa. Wer ist das?

Wenn das ein Albtraum ist, erlebe ich ihn gerade.

Wie ein Schweinchen auf dem Markt, so sitze ich da. Nur nicht ganz so fett.

Ich habe gegessen, ich spüre den Geschmack von gegrilltem Fleisch und Bohnen in meinem Mund.

Die Kette schaukelt leicht mit meinen Bewegungen. Die Umgebung um uns herum erscheint verschwommen.

Ist das wirklich wahr?

Ich fühle den Ring, spüre das Gewicht der Kette, spüre meine Finger, mit denen ich mich verstohlen in den Arm zwicke. Alles erscheint wirklich.

Was ist mit mir geschehen?

Die Umgebung um mich herum wird langsam klarer.

Ich sehe das Grün eines lockeren Waldes. Ein sanfter warmer Wind, der über meine Haut streicht. Die Sonne scheint. Vögel stoßen ihre Rufe aus. Die Männer unterhalten sich leise. Der Mann, der meine Kette hält, hält mir ein Stückchen gebratenes Fleisch unter die Nase. Automatisch öffne ich den Mund, nehme vorsichtig das Fleischstückchen und kaue, schlucke es. Ich schaue ihn an. Ein großer, kräftiger Mann mit breiten Schultern und Händen wie Schaufeln. Dunkle, fast schwarze Haare, ein besorgtes, fragendes Gesicht.

„Lisa, mehr?“

Ich nicke, versuche „Ja“ zu sagen und bekomme nur Gekrächze aus meiner Kehle. Panik steigt in mir auf.

„Ruhe, Ruhe! Das wird alles wieder!“

Er drückt mich an sich, umarmt mich. Irgendwie beruhigend, dieses Gefühl. Ich kenne den Geruch des Mannes, wie wenn ich ihn schon lange eingeatmet hätte.

Ich sehe die anderen Männer. Ähnliche Gesichtszüge, die gleiche Haarfarbe. Brüder? Sie scheinen erleichtert, nicken.

„Carl, du hast an sie geglaubt! Jetzt kommt sie wirklich wieder zu sich!“

Einer, scheinbar der Älteste, hat den Mann angesprochen, der meine Kette hält. Was meint er mit ‚sie kommt wieder zu sich?‘ Ich will den Kopf schütteln und lasse es lieber. Der Ring und die Kette sind so schwer, dass ich sofort jede Bewegung in meiner Nase spüre. Ich schau den Mann an, der Carl genannt wurde. Er gibt mir noch ein Stückchen Fleisch, streicht behutsam über meine Wange. Ich fühle eine kräftige Hand, die harte Arbeit gewohnt ist. Eine unglaublich zärtliche Berührung für solche Hände!

Ich räuspere mich, versuche, so etwas wie ‚Danke‘ zu sagen. Es muss so ähnlich geklungen haben, jedenfalls freuen sich die Männer, nicken mir auffordernd zu.

„Was… was ist passiert?“

Immer noch krächze ich, heiser. Carl lacht leise, die anderen beiden Grinsen.

„Genau das haben wir befürchtet! Du erinnerst dich an nichts!“

Ich schaue Carl und die Männer fragend an. Carl erzählt geduldig.

„Du bist eines Abends aus dem Dschungel wie ein Tier auf uns zu gekrabbelt, hast dich in meine Hand verbissen und warst nicht zu beruhigen. Deine linke Kopfseite war blutig. Deine Haare waren mit deinem Blut verklebt. Du warst am ganzen Körper zerkratzt und schmutzig. Wie eine Wahnsinnige hast du dich verhalten! Wir haben alles versucht, dich zu beruhigen! Als nichts mehr half, haben wir dich mit dem Ring in deine Nase doch noch ruhig bekommen. Wir konnten dich versorgen, waschen und füttern! An deinen Schädel hast du uns nicht gelassen, auch wolltest du nichts anziehen!“

Ich? Ich und nichts Anziehen? Ich wollte nackt bleiben, unter Männern?

Bilder steigen vor mir auf, beängstigende Bilder. Bilder von einem sterbenden Mann, der blutend vor mir liegt und mich ansieht. Sein Blut färbt meine weiße Bluse. Dann wird alles hell um mich.

Carl zieht mich an sich, legt einen Arm um mich, drückt mich. Er spricht ganz beruhigend mit mir, wie mit einem Kind. Seine Stimme klingt so wunderbar sanft. Ich lege meinen Kopf auf seine Beine, umarme ihn. Ich bekomme noch mit, wie er mich sanft auf den Boden legt, dann schlafe ich übergangslos ein.



Als ich wieder aufwache, scheint es später Nachmittag zu sein. Ich liege unter einem weit aufgespannten feinmaschigen Netz auf dem Boden. Etwas weg von mir glimmt ein Lagerfeuer, aus dem eine dünne Rauchfahne aufsteigt. Ich höre die Männer ein Stück weit entfernt arbeiten und sich unterhalten. Sie scheinen Erde zu schaufeln. Ich höre Wasser plätschern.

Wer bin ich? Wie komme ich hierher?

Ich betrachte mich. Meine Beine, meine Arme sind schön braun. Etwas abgenommen scheine ich zu haben. Vorsichtig betaste ich meinen Schädel. Rechts, über dem Ohr, kommt mir mein Kopf wie ein eingebeultes Auto vor. Meine Haare sind lang und scheinen heller geworden zu sein. Die Sonne, sage ich mir, du warst in der Sonne. Wie lange? Es muss lange gewesen sein, nach meiner Bräune, meinen Haaren, zu schließen. War ich die ganze Zeit bei diesen Männern? Die Kette an meiner Nase klirrt leise. Seltsam, dass mich dieser Ring nicht stört, wenn ich mich nicht bewege! Ich muss wirklich lange ohne Erinnerung gewesen sein. Ich höre die Männer ihre Werkzeuge zusammenstellen. Schnell! Ich muss wissen… Habe ich mit den Männern geschlafen? Ich betaste mich, führe einen Finger in meine Scheide, rieche an meinem Finger. Mein Geruch ist das, leicht säuerlich, und ein anderer Duft. Ein leichter Duft nach Moschus. Ich werde rot, schäme mich.

Dann sage ich mir, dass das doch das Natürlichste der Welt ist: Eine Frau wird von Männern irgendwo gerettet und schläft mit ihnen. Oder einem der Männer. Dafür muss ich mich nicht schämen! Eher, dass ich nicht einmal meinen Namen weiß, woher ich komme und was ich hier wollte. Die Männer sind wieder da, freuen sich. Offensichtlich hatte ihre Arbeit Erfolg.

„So, Lisa ist wieder wach! Na, dann gehen wir mal!“

Ich bin also Lisa. Schön, dass sie mir einen richtigen Namen gegeben haben, nicht ‚Freitag‘ oder so. Die Männer packen ihre Sachen ein, dann faltet Carl das Netz über mir zusammen, packt es in einen Rucksack. Er gibt mir den Rucksack, hilft mir, ihn auf die Schulter zu nehmen. Und jetzt? Soll ich laufen, kann ich laufen?

Carl löst die Kette von meinem Nasenring. Ein einfacher Karabinerhaken, wie ihn Bergsteiger verwenden! Und das hat mich gehalten? Er steckt die Kette ein und lächelt.

„Lisa, komm, auf meinen Rücken!“

Er wendet mir seinen breiten Rücken zu, geht auf ein Knie. Unsicher robbe ich zu ihm, halte mich an seinen Schultern fest, schlinge die Beine um seine Hüfte. Ganz automatisch geht das. Carl steht auf, ich sitze auf seinem Rücken, er hält meine Arme und steht auf.

„Mein Klammeräffchen! Ganz ruhig, das hast du jetzt schon hunderte Male getan!“

Es scheint so. Jedenfalls wird mir nicht schwindelig, ich fühle mich geborgen. Carl geht sicher Schritt für Schritt vorwärts, folgt einem der Männer, der andere geht hinter uns. Was wird der andere Mann hinter uns von mir sehen? Dann muss ich lächeln. Die Männer haben mich sicher schon ganz anders gesehen! Trotzdem werde ich rot.

Carl lacht leise. Er erzählt, dass Manuel vor uns läuft, Ernest hinter uns. Beide wären verheiratet, beide hätten Kinder. Nur er, Carl, wäre noch ledig. Deshalb wäre es auch seine Aufgabe gewesen, mich zu versorgen. Manuel ist Krankenpfleger von Beruf, er hätte ihm am meisten geholfen. Ernest, der älteste der drei Brüder, war Lehrer für Englisch und Spanisch.

Ich unterbreche Carl, ich muss es jetzt wissen!

„Haben wir…? Ich meine, habe ich mit dir…?“

Ich bekomme es nicht heraus.

Carl lächelt und streichelt meine Hand. Ja, wir hätten! Leise erzählt er, dass ich, nachdem ich ruhiger wurde, jeden Tag mit ihm schlafen wollte. Schwanger wäre ich aber noch nicht.

„Wir haben extra die Blockhütte abgeteilt, dass wir meine Brüder nicht zu sehr stören!“

Ernest und Manuel haben es gehört und lachen. Wieder werde ich rot.

Die Blockhütte ist aus rohen Stämmen gezimmert. Eine einfache, zweckmäßige Hütte. Abgetrennt haben sie wirklich einen Raum, der Carl und mir Platz bietet. Carl lässt mich von seinem Rücken ganz vorsichtig auf den Boden. Der kurze Marsch hat ihn angestrengt, der Schweiß läuft ihm über die Wangen. Bevor er sich abwenden kann, wische ich ihm den Schweiß ab und küsse in. Übergangslos spüre ich eine unglaubliche Lust auf Carl, den Mann, der mich getragen und versorgt hat. Ich ziehe ihm das Shirt über den Kopf, öffne seine Hose und streife sie ab.

Ich bin das, ich tue das! Ich will ihn, jetzt, hier!

Carl hat sich auf den Rücken gelegt und mich über sich gezogen. Er streicht mir sanft über meinen Rücken, bewegt sich ganz vorsichtig. Ich stöhne, keuche und bewege mich, wie wenn ich Sex gelernt hätte. Ich spüre Carl, groß und kräftig steckt er in mir, und so heiß ist sein Glied!

Carl küsst meine Brüste, spielt mit meinen Brustwarzen. Ich fühle wie ich komme, wie sich meine Scham zusammenzieht und wieder entspannt, mehrmals. Carl ist ganz ruhig und bedächtig, dann beißt er in meine Schulter und kommt unter verhaltenem Stöhnen.

Wir genießen den Nachhall unserer Liebe, das schöne gemeinsame Gefühl. Ich fühle, wie sich unsere Nässe ausbreitet, wie mir wohlig warm wird. Kein Wunder, das ich das jeden Tag wollte!

Carl hat Geduld, ist liebevoll und zärtlich, trotz seiner Größe und seiner Kraft.

Wir setzen uns auf. Carl lächelt, küsst mich, dann greift er übergangslos ein Shirt und zieht es mir über den Kopf. Ich schaue perplex an mir herunter. Mir wird übel. Ich streife es wieder ab. Lieber nackt unter Männern als das!

„Mir wird schlecht, wenn ich es anhabe. Tut mir leid, Carl!“

„Es ist wegen der Moskitos. Wir sind in einem Malaria-Gebiet!“

Malaria? Ein Teil meines Verstandes scheint zurückzukehren. Malaria ist endemisch in Kolumbien, erinnere ich mich. Was ist Kolumbien? Ein Land im nord-westlichen Teil Südamerikas. Hier wird nach Gold und Smaragden geschürft und illegal Koka angebaut.

„Wo sind wir hier?“

Carl bestätigt. Wir sind in Kolumbien, im Dschungel, etwa siebenhundert Meter über Meereshöhe, am Beginn eines Bergkamms, eines Ausläufers der Kordilleren. Carl und seine Brüder haben hier einen ‚Claim‘ und suchen Smaragde, die grünen Steine, und Gold.

Bevor wir weiter ins Erzählen kommen, reicht mir Carl eine Latzhose. Ich solle doch einmal bitte diese Hose anprobieren, wenn auch nur für ihn. Ich tue es, nur für ihn. Es geht! Innerlich juble ich! Eine Hose!

Ich schließe die Träger und will aufstehen, um die Knöpfe zu schließen. Carl fängt mich auf, bevor ich fallen kann. Mein Gleichgewichtssinn ist noch im Urlaub. Carl trägt mich auf seinen Händen aus der Hütte und setzt mich vor dem Lagerfeuer der Männer auf einen breiten Stein ab. Seine Brüder gratulieren mir.

„Schön, wenn du wieder Kleidung trägst! Nur deine Arme musst du noch bedecken, vor allem jetzt, wenn es dämmerig wird!“

Ich würde gerne, aber ich kann noch nicht. Mit dem Shirt von Carl wird mir kotzelend. Die Männer reichen mir einen Cremetopf und erklären mir, dass ich mich an den unbedeckten Körperstellen eincremen muss. Ich schnüffle. Die Creme riecht abscheulich.

„Die Moskitos mögen sie auch nicht!“

Manuel lacht und hilft mir, meine Schultern und meinen Rücken einzucremen.

Während die Männer das Abendessen zubereiten, erzählen sie von sich. Carl hat einen Bachelor in Geologie und hatte die Idee, hier auf diesem Claim ihr Glück zu versuchen. Manuel und Ernest willigten ein, ihre Berufe an den Nagel zu hängen und es mit Carl zu probieren. Für maximal drei Jahre, dann muss der Erfolg da sein. Jetzt wäre das zweite Jahr, sagt Carl. Das Gebiet hier wäre auch für kolumbianische Verhältnisse unvergleichlich. Die Kollision der Kontinentalplatten an der Küste Südamerikas hätte hier die Erdkruste zu den Kordilleren aufgewölbt, Vulkanismus geschaffen und Bodenschätze für den Menschen zugänglich gemacht, die es anderswo in dieser Form nicht gäbe. Momentan folgen sie einen Bachlauf aufwärts, der goldreich zu sein scheint. Smaragde haben sie auf der anderen Seite des Bergkamms gefunden, das Vorkommen wäre sehr gut. Sie würden dort nächstes Jahr eine Mine eröffnen und mit Sprengstoff arbeiten, jetzt hätten sie nur mit Spitzhacken den Erzgang freigelegt und ein wenig gesprengt. Sie zeigen mir ihre Smaragde: Wunderschöne, große, grüne Steine, die geschliffen beeindruckend sein müssen!

Gold und Smaragde, das hört sich doch gut an, meine ich. Die Männer lachen, dann erzählen sie weiter.

Der Nachteil dieses Claims wäre seine Unzugänglichkeit. Nur zu Fuß erreichbar, abgeschnitten von der Zivilisation, in einem mit Malaria verseuchten Gebiet, bedroht von Parasiten und Gelbfieber. Ihre Basis läge drei Fußmärsche weit weg, auf über zweitausend Höhenmetern. Dort hätten Ernest und Manuel ihre Familien. Wie wäre es mit Hubschraubern, frage ich? Die Männer lächeln. Von der nächsten kolumbianischen Stadt wäre es für zivile Hubschrauber zu weit. Durch die Berge, die sie überwinden müssten, würden die Hubschrauber viel mehr Treibstoff verbrauchen. Hierher würden nur Militärs kommen, und das würden sie nicht wirklich wollen. Warum?

Die Männer lächeln wieder. Manuel reißt eine Ranke von einem Strauch und gibt sie mir. Ob ich denn wüsste, was das wäre?

Ich betrachte die grünen Blätter, die Rinde, die steinigen Früchte an der Ranke. Dann kommt es mir. Das ist Koka!

„Wir haben dir Koka gegen deine Schmerzen gegeben, Koka-Blätter zuerst, zerstoßen, bis du selbst kauen konntest. Dir Koka-Tee eingeflößt. Ein uraltes Rezept!“

Ich nicke. Koka hilft gegen Schmerzen und Ermüdung, auch gegen die Höhenkrankheit. Ein uraltes Heilmittel, mit dem schon die Inkas ihre Verletzten behandelten.

„Die Einzigen, der hier außer uns noch sind, das sind Samuel und seine Männer!“

Samuel. Etwas in mir erinnert sich, aber die Erinnerung kommt nicht durch. Was vor dem blendend hellen Licht war, ist verschwommen und unklar. Habe ich etwas mit Samuel zu tun?

Die Männer braten Fische über dem Feuer, geben mir zu Essen und zu trinken. Jetzt, da ich selbst essen kann, sind sie sichtlich erleichtert. Beim Essen spaßen sie mit mir, versuchen mir mit Anspielungen auf die Sprünge zu helfen. Ernest meint, meine nackten Brüste würden ihn an ein berühmtes Gemälde erinnern, nur würden noch ein Gewehr und eine Fahne fehlen. Wenn ich die Latzhose auf einer Seite öffnen würde und in die Linke ein Gewehr nehmen würde? Carl reicht mir ein Gewehr.

Übergangslos vergesse ich das Rätsel und nehme das Gewehr, prüfe die Sicherung, dann entlade und zerlege ich es. Eine AK-47, robust und zuverlässig. Schusssicher auf 300 Metern. Die Männer beobachten gebannt, wie ich die Maschinenpistole wieder zusammensetzte, lade, entsichere und einen Schuss abgebe. Ich sichere wieder und gebe das AK-47 zurück, Griff voraus.

Die Männer nicken anerkennend.

„Was macht ihr mit einem Sturmgewehr im Dschungel?“

„Das war ein Geschenk! Übrigens ist die Fahne blau-weiß-rot, erkennst du sie?“

„Frankreich! Das Gemälde ist ‚die Freiheit führt das Volk!‘ mit der barbusigen Marianne!“

Ich strahle. Ein Gewehr zerlegt und wieder zusammengesetzt, ein Rätsel gelöst. Ich kann alle Fragen zu AK-47 beantworten, wo sie entwickelt wurde, warum sie so robust ist, welche Armeen sie benutzten. Warum ich das weiß? Carl unterbricht unser Ratespiel.

„Jetzt sollten wir schlafen gehen!“

Es ist dunkel geworden. Ich höre Moskitos surren. Carl und Manuel beruhigen mich. Zur Not hätten sie genügend Arzneimittel mit Artemisinin dabei. Eine Tablette an drei aufeinander folgenden Tagen, und ich wäre für zwei weitere Monate geschützt.

„Warum zwei weitere Monate?“

Sie hätten mir bereits einmal die Tabletten geben müssen, deshalb. Ich werde mich noch an das Shirt und die stinkige Creme gewöhnen müssen!



Carl nimmt eine Fackel, entzündet sie am Lagerfeuer und führt mich an beiden Händen vorsichtig auf die Toilette hinter der Blockhütte, ein einfaches Loch im Boden, das sie immer wieder zuschütten.

„Wenn ich mir vorstelle dass du mich…“

Ich vollende den Satz nicht. Mit roten Wangen schaue ich zu Carl auf, der geduldig die Fackel über mir hält. Was hat er alles mit mir machen müssen? Hat er mir den Popo gewaschen? Mich gereinigt, wenn ich meine Periode hatte? Er winkt ab.

„Du bist all das wert, und mehr als das!“

Ich denke über seine Worte nach, als wir uns unter der provisorischen Dusche, einem großen Wasserbehälter auf dem Dach der Blockhütte, den sie jeden Morgen neu füllen, waschen. Carl seift mir den Rücken ein, massiert mit Seife meine Brüste. Ich gebe es ihm zurück, massiere ihm den kleinen Carl. Bevor wir das ganze warme Wasser verbraucht haben, trocknen wir uns ab und gehen in die Blockhütte, legen uns auf Carls Seite und breiten das Moskitonetz über uns aus.

Ich muss Carl noch etwas fragen, muss es wissen.

„Woher wusstest du, dass ich es schaffe?“

Carl schaut mich an, nimmt mich in seine Arme und sagt leise, dass ich nicht in ein Koma gefallen wäre. Patienten mit einer Schädelverletzung, die in ein Koma fallen, hätten eine sehr schlechte Prognose. Manuel wusste dies, aus Erfahrung.

„Wir hatten den Eindruck, dass dein Verstand nicht wegen deiner Schädelverletzung ‚weg‘ war. Etwas anderes muss dir passiert sein… ein traumatisches Erlebnis, ein schrecklicher Schock, eine tiefe Erschütterung… Alles, was du geglaubt und für was du gelebt hast. Irgendetwas, das dich so sehr und so tief getroffen hat, dass du dich zuerst einmal von dir selbst zurückgezogen hast!“

Carl drückt mich fest an sich.

„Suche jetzt nicht in deinen Erinnerungen! Manuel wird dir erklären, dass fast alles wieder kommt!“

Ich nicke und kuschle mich in seine Arme, an seine breite Brust. Carl schläft fast übergangslos ein.

Ich liege lange wach und denke nach. Wie komme ich hierher? Wer hat mir den Schlag auf den Schädel versetzt? Warum? Ich muss unglaubliches Glück gehabt haben, dass mich Carl und seine Brüder gefunden haben! Carl und seine Brüder haben sich rührend um mich gekümmert. Es ist vielen Menschen peinlich, vor Anderen auf die Toilette zu gehen, und auch wenn Manuel Krankenpfleger gelernt hatte, es wird in Überwindung gekostet haben, mich zu versorgen.

Dabei sind die Brüder sehr sauber und rasieren sich alle paar Tage, putzen sich Morgens und Abends die Zähne. Carl hat sogar eine Handcreme dabei. Sie waschen sich Abends, bevor sie schlafen gehen, spülen sich den Dreck des Tages ab.

Ich beginne zu träumen, von einer blonden Frau mit großen Brüsten, die die Männer begehrt. Die Männer sind von ihrer Arbeit erschöpft und beschließen das Geschöpf mit einem Nasenring zu bändigen, sie an die Kette zu legen. Sie darf sich zeigen, sich den Männern anbieten, aber sie darf die Männer nicht anfassen. Die Frau nimmt alle erdenklichen Stellungen ein, um ihre Aufmerksamkeit zu erregen. Schließlich beschließen die Männer, sie dem Stärksten unter ihnen zu geben, einem wahren Riesen von Mann. Ich träume wie der Mann die Frau nimmt, auch in ihren Mund und ihren Po. Ich fühle, wie ich nass werde, wie ich mich bewege…

Mitten im Traum wache ich auf. Ich liege mit dem Rücken zu Carl, meinen Po eng an Carl gepresst. Ich habe Carls Glied in mir und spüre seine Hände an meinen Brüsten. Ich ziehe meine Pobacken auf und biege meinen Rücken durch, um Carl ganz tief in mir zu spüren. Carl stößt und stößt, gleichmäßig und so schön kräftig! Ich liebe es! Ich komme in langen Wellen, spüre es in mich strömen und höre Carls tiefes Stöhnen. Dieses Mal nehme drehe ich mich um, nehme ich Carls Glied in meinen Mund, sauge es aus und lecke es, bis er mich zu sich zieht, mich küsst und umarmt. Wir sagen uns, dass wir uns lieben, dann schlafen wir wieder glücklich ein.

Der Morgen beginnt mit einem gehauchten ‚Ich liebe Dich!‘ von Carl und mir. Ich küsse sein Gesicht, fühle seine Bartstoppeln und spüre seine kräftigen Hände so zärtlich auf meinem Rücken.

Carl hilft mir aufstehen, aber es klappt noch nicht ganz. Auf Knien robbe ich vor ihm her, ins Freie, von Carl an den Händen geführt. Draußen bringt mir Carl die Hose und das Shirt, das er mir wortlos überstreift. Ich schaue Manuel und Ernest an, die mich begrüßen und mit Kaffee und Brot mit Schinken ablenken. Carl ist derweil auf der Suche nach Schuhen für mich. Er bringt mir abgeschnittene Gummistiefel, die er mir mit zwei paar Socken anpasst. So ausgerüstet, versuche ich mal mit Manuels Hilfe, mal von Ernest an den Händen geführt, wieder Laufen zu lernen, während Carl schnell frühstückt.

Auf Carls Rücken werde ich wieder an den Arbeitsort von gestern getragen. Ernest spannt mir ein Seil, an dem ich mich entlang hangeln kann. Ich soll laufen üben!

„Kann ich denn sonst nichts für euch tun?“

Mir ist schlecht von dem Shirt an meinem Körper und den ungewohnten Bewegungen.

„Uns hilfst du am besten, wenn du Laufen kannst, sonst muss Carl dich ins Basiscamp tragen!“

Ich schlucke. Carl ist ein starker Mann, er ist etwa 1,90 groß und wiegt um die einhundert Kilo. Ich bin nur ein Floh gegen ihn, aber meine 55 kg tagelang schleppen zu müssen, ist kein Vergnügen.

Schritt für Schritt kämpfe ich mich vorwärts, strauchle und hangle mich voran. Schweißüberströmt mache ich ab und zu Pause, kämpfe mich wieder auf meine Füße und hangle mich weiter. Es muss gehen!

Die Männer arbeiten sich in der Zwischenzeit weiter bachaufwärts, arbeiten an der nächsten Stelle, an der sich wahrscheinlich das Gold angesammelt hat. Zu Mittag, an dem wir wieder Brote mit Dörrfleisch und Schinken essen, zeigen sie mir voll Stolz ihren Ertrag: Golden glänzende Flitterchen und ein paar Nuggets!

„Ich glaube, wir finden hier noch eine vergessene Inka-Mine!“

Ernest ist sich sicher, dass das Gold nicht zufällig im Bach liegt. Er glaubt an die Fähigkeiten der alten Hochkultur der Inkas. Carl will lieber systematisch den Bach auswaschen als eine vergessene Mine zu suchen: Nur noch wenige Tage, und sie hätten ihr Soll erfüllt! Carl erklärt:

„Wir haben versprochen, Carlos und Gusto für ihre Landwirtschaft und ihre Hilfe pro Jahr und Person fünfhundert Dollar oder eine Unze Gold zu geben. Im letzten Jahr waren wir zu siebt, in diesem Jahr sind wir zehn Personen: Manuel, Ernest, ihre Frauen Martha und Elsa, ihre Kinder Leon, Maria, Juan, Dolores und Lisa mit mir. Das macht siebzehn Unzen Gold, und wenn wir das nächste Jahr mit bezahlen und sich an den Personen nichts ändert, siebenundzwanzig Unzen oder rund achthundert Gramm.“

Lisa. Das ist der Name, den sie mir gegeben haben. Ein schöner Name. Er klingt so einfach, enthält doch so Vieles!

‚Lisa mit mir‘ hatte Carl gesagt. Weiß er eigentlich, was er damit anrichtet?

Ernest und Manuel schütteln die Köpfe und wehren ab. Nach ihrer Meinung wird sich an den Personen nichts mehr ändern, je zwei Kinder wären genug! Ich gehe staksend zu Carl und falle vor ihm auf die Knie.

„Hast du das wirklich gesagt? Meinst du das wirklich im Ernst?“

Carl zieht mich hoch, nimmt mich in seine Arme, küsst und drückt mich. Ja, er meine es, genauso! Jetzt soll ich aber wieder laufen üben!

Während ich trainiere, denke ich über das Geschäft der Brüder nach. Fünfhundert Dollar für eine Unze Gold? Ist das nicht hoffnungslos unterbewertet? Am Abend frage ich die Brüder. Sie erklären mir, dass die Nuggets kein pures Gold wären, daher der saftige Abschlag. Sicher wäre Silber oder auch Kupfer mit enthalten. In ihren improvisierten Schlammwerken, mit denen sie den Boden des Baches aufarbeiten, könnten sie jedoch manchmal fast fünf Gramm und mehr auf einmal auswaschen. Ja, der Bach wäre sehr goldhaltig!

Gegen Abend wollen sie wieder fischen. Die Brüder sind müde und wollen am liebsten mit Sprengstoff fischen, als eine Gruppe Wild an uns vorbei springt. Ernest ist am schnellsten am Gewehr und erlegt einen jungen Bock. Nicht sehr weidmännisch, Wild mit dem Schnellfeuergewehr zu erlegen, aber unser Essen für die nächsten paar Tage ist gesichert.

Die Tage vergehen.

Ich lerne laufen, die Brüder füllen ihr Ledersäckchen mit Goldstaub und Nuggets. Während ich wieder sicherer auf den Beinen werde, stets in Griffweite des Seils, das ich jeden Morgen neu gespannt bekomme, beobachte ich, wie sich auf den nahen Bergen die Blätter der Bäume langsam verfärben. Der Herbst hält Einzug.

Die Brüder geben jetzt alles, während ich versuche, etwas Kochen zu lernen. Zwar gibt es am Anfang zu lange oder zu kurz gebratenes Fleisch und angebrannte Bohnen und verbranntes Brot, aber ich bessere mich.

Wirklich!



Bezugsinformation:

Format: Kindle Edition
Dateigröße: 325 KB
Seitenzahl der Print-Ausgabe: 82 Seiten
Verkauf durch: Amazon Media EU S.à r.l.
Sprache: Deutsch
ASIN: B00M46CR0O




© Text: Frank Stein




Hinweis der MAG-Redaktion:

Leseproben sind Ausschnitte aus bereits veröffentlichten Werken, die wir aus urheberrechtlichen Gründen in keiner Weise verändern dürfen.
Der Inhalt dieses Artikels gibt lediglich die Meinung und Ansicht des Autors wieder und muss mit der Meinung der Sklavenzentrale nicht unbedingt übereinstimmen.