Rezension: Mach mich scharf - SZN-208891
20.08.2011
| ONLINE-MAGAZIN Gewerbliches |
Rezension: Lucy Palmer - "Mach mich scharf!“
Wer übrigens "Tödliches Begehren" von Inka Loreen Minden mochte, der könnte auch an Lucy Palmers Schreibstil Gefallen finden, denn die Bücher sind von der gleichen Autorin. Als Palmer schreibt sie "klassische" Erotik, als Minden vor allem Gayliteratur. Sie bewegt sich geschickt zwischen den einzelnen Settings von historisch über Fantasy, Romantik, Thriller und BDSM. "Die Lustsklavin" ist eine der wenigen klar definierten SM-Geschichten: Trish ist Inhaberin des SM-Clubs "Chez Monique". Als ihre Mitarbeiterinnen Jade und Sienna eines Abends nicht wie geplant ihre Arbeit antreten können, übernimmt sie deren Stelle. Kunde ist Gabriel Lestrange, ihr ehemaliger Herr. Sie hofft, er möge sie nicht erkennen, zusehr hatte er sie vor vielen Jahren enttäuscht, als er ohne ein Wort verschwand. Doch natürlich erkennt er sie, und er spielt mit ihr, nicht nur körperlich. Ich war überrascht von diesem Hörbuch. Vielleicht lag es an dem ansprechenden Vortrag der Sprecherin Magdalena Berlusconi, vielleicht war diese Geschichte wirklich NOCH einen Tick besser, als ich es von Lucy Palmer gewohnt bin. Auf jeden Fall war ich sehr angetan. Klar, es ist eine Kurzgeschichte. Die Handlung ist entsprechend eher dünn, und es geht quasi nur um die Session. Trish muss niederknien, ihren Herren befriedigen, darf nicht kommen, trägt Nippelklammern, einen Plug, ein Rohrstock kommt zum Einsatz, sozusagen das bekannte Programm. Aber das ist es immer. Worauf es ankommt ist, was ein Autor daraus macht. Beim Hören hatte ich einige Male den Begriff "Edel-SM" im Kopf. Vieles, was ich lese, ist eher dreckig, verschwitzt, schmatzend, klebrig, tränenreich. Klar, Sex ist nicht sauber, und SM schon gar nicht. Aber es gibt ja auch noch die Ästhetik der Hochglanzfotos. Das ist ein ganz eigener Reiz, und es ist einfach schön anzusehen, in diesem Fall schon anzuhören. Die Kunst dabei ist, dass die Wortwahl nicht zu schnulzig wird, sondern niveauvoll bleibt. Lucy Palmers Erotik ist nicht nur für den Körper, sondern vor allem auch für den Geist. Man hat niemals das Gefühl, Voyeur einer billigen Nummer zu sein. Statt dessen entführt sie den Leser in eine Welt voller Leidenschaft. Die Handlung ist Beiwerk, und doch ist sie immer wieder so gestreut, dass sich fast eine eigene Geschichte daraus ergibt. Der Leser erlebt die Session aus Trishs Sicht, und sie erinnert sich an damals, zieht Parallelen zur Gegenwart, auf diese Weise erfährt man auch ohne große Worte viel über die Beziehung der beiden und weshalb diese Session mehr ist als nur ein kurzes reizvolles Spiel. Auch Gabriels Kommentare sind zwar genau auf den Moment bezogen, sagen jedoch sehr viel darüber aus, wie er empfindet und wie gut sie sich damals bereits kannten. Ich habe selten erlebt, dass in einer Kurzgeschichte dieses Genres den Protagonisten so viel Leben eingehaucht wurde, obwohl sie "nur" Sex bzw Session hatten. Was mir ebenfalls sehr gut gefiel war, dass die Session alle Bereiche beinhaltete. Die Erregung auf das Kommende, das Ausharren, quasi das geistige Vorspiel. Dann der Hauptteil, das Drängen, die Lust, das Verlangen, der Höhepunkt. Aber ganz besonders auch das Danach. Das Auffangen, das Füreinander da sein. Für viele Konsumenten ist BDSM Schlagen, Schmerz, Demütigung, aber es gehört mehr dazu, und das vermittelt Lucy Palmer wirklich hervorragend. Ich finde, diese Geschichte ist eine von denen, die man auch Vanillas sehr gut vorstellen kann. Es beinhaltet sehr viele klassische Elemente des SM, und doch vermittelt sie kein brutales oder hartes Bild. Lucy Palmer gelingt es, Brücken zu schlagen und die Grenzen zu verwischen. Ist es nicht egal, ob Blümchen, Soft-SM oder Hardcore? Was zählt, das ist die Lust im Kopf. Und genau die bekommt der Leser hier geboten. Bezugsinformationen: Lucy Palmer: Mach mich scharf! Broschiert, 192 Seiten ISBN-13: 9783940505200 erschienen im Blue Panther Books 2008 Preis: EUR 9,90 © Text: Kitsune © Buchcover: Blue Panther Books |
Der Inhalt dieses Artikels gibt lediglich die Meinung und Ansicht des Autors wieder und muss mit der Meinung der Sklavenzentrale nicht unbedingt übereinstimmen.