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15.05.2021
ONLINE-MAGAZIN
Themenbeitrag


Bild von: MagicZyks


Was heißt eigentlich toxisch?




Liebe Community,

heute kamen die Schlagzeilen Nr. 184 per Post ins Haus. Zuerst schaue ich mir immer an, ob Mathias eins meiner Bilder abgedruckt hat und dann ob mein Bruder abgedruckt wurde. Ich führe darüber eine interne Strichliste, wobei ein Coverbild doppelt zählt. Leider führt mein Bruder seit Jahren die Liste an. :-)

Danach halte ich nach interessanten Artikeln Ausschau. In der aktuellen Ausgabe stieß mein Interesse auf eine Kolumne, die sich im weitesten Sinne mit „toxischer Dominanz“ auseinandersetzt.

Die Termini, toxische Männlichkeit und toxische Beziehung finden sich seit einiger Zeit in fast allen Medien. Frauenzeitschriften raten ihren Leserinnen zeitgleich zum Detoxing und geben nicht nur Anleitungen wie man giftige Substanzen aus seinem Körper entfernt, sondern auch wie man toxische Mitmenschen los wird.

Mitunter wird der Eindruck erweckt, es gäbe im Körper kleine Müllhalden mit giftigen Schlackstoffen, die einfach ausgeschwemmt werden müssen. Diese Vorstellung ist glaube ich naiv, verkauft sich aber gut.

Die Vorstellung, dass auch Menschen toxisch sind, ist aber eine ganz andere Nummer. Jeder kennt Menschen mit denen er „nicht kann“. Ebenso Menschen, die einen erschöpfen oder mit denen man das Gefühl nicht los wird, sie nehmen nur.

Aber sind diese Menschen deshalb toxisch? Mir ist schon klar, das der etablierte Begriff einer „ungesunden Beziehung“ und die neue hippe „toxische Beziehung“ im Kern nicht so weit auseinander stehen. Für mich besteht trotzdem ein großer Unterschied darin, ob man etwas als nicht gesund oder als giftig bezeichnet. Wahrscheinlich war "ungesund" als Bezeichnung zu unaufgeregt. In einer Zeit, wo viele krampfhaft darum bemüht sind Aufmerksamkeit zu generieren musste ein dramatischer Begriff her. Toxisch klingt da viel gefährlicher als nur ungesund.

An dieser Stelle möchte ich zum Verständnis, etwas vom eigentlichen Thema abweichen. Wer mag, kann diesen Exkurs aber auch überspringen.


Mir scheint wir leben in einer Zeit, wo sich immer mehr Menschen dazu ausersehen fühlen, qua ihres Menschseins die Welt in der sie leben, wenn nicht gar zu retten, dann doch zumindest ein Stück besser zu hinterlassen, als sie diese vorgefunden haben.

Der Wunsch, nicht nur zu existieren, sondern auch etwas nachhaltig zu verändern, ist vielleicht der Wunsch ein Stück Unsterblichkeit in das eigene, begrenzte Leben zu bringen.

Selbstoptimierung ist DAS Thema unserer Zeit. Den Satz: „Try to be the best version of yourself“ findet man auf Millionen von Webseiten.

Viele werden jetzt denken: „Ja und? Das ist doch super.“ Je mehr Menschen an sich arbeiten, um bessere Menschen zu werden, desto besser geht es unserer Gesellschaft und der ganzen Welt.

So wie es Michael Jackson in „Heal the World“ bereits 1992 gesungen hat:

„Heal the world
Make it a better place
For you and for me, and the entire human race“


Problematisch ist daran, dass man in China ganz sicher eine völlig andere Vorstellung von einer besseren Welt hat als in Frankreich oder Russland.

Auf diese kulturellen Unterschiede möchte ich jedoch nicht weiter eingehen.

Mindestens ebenso interessant ist, warum wir so selbstverständlich akzeptieren, dass unsere Welt geheilt werden muss, dass wir sie besser machen müssen. Die meisten Menschen gehen von einer unperfekten Welt aus, die es zu optimieren gilt.

Wir bekämpfen Unwetter, die Armut, die Grippe, den Krebs, Rassismus und den Gender Pay Gap. Einige Probleme sehen wir als menschgemacht, andere als Unvollkommenheit der Natur.

Warum zum Beispiel gibt es keinen iPhone-Baum, wo sich jeder Mensch eins pflücken kann? Warum mussten Generationen von Menschen warten, bis Steve Jobs es erfunden hat, um es dann auch noch völlig überteuert nur an „reiche“ Menschen zu verkaufen?

Der Sinn dieses Exkurses ist es aufzuzeigen, dass es uns anscheinend schwer fällt Dinge zu akzeptieren, wie sie sind und wir ständig von einem besseren, gerechterem Morgen träumen, wo der Smartphone-Akku doppelt so lange hält und die Welt endlich ein besserer Ort sein wird.

Mehr noch, wir wären gerne selber Steve Jobs oder Marie Curie und der Messias unserer Instagram-Follower. Vorbildlich, nachhaltig, vegan und total authentisch zum Wohle der Menschheit.

Dieser Selbstanspruch erzeugt eine Menge Druck.



An dieser Stelle kehre ich zurück zu den Schlagzeilen und der Kolumne worin die Autorin schreibt: „Ein guter Erzieher fördert, lässt wachsen und macht sich selbst in seiner Rolle irgendwann überflüssig […] wenn ich nur halbherzig oder dauersexualisiert „belohne“, dann bin ich kein toller Dom mit Erziehungsqualitäten“

Dem kann man soweit nicht widersprechen. Ich frage mich nur, wann kam dieser Anspruch in den BDSM? Ich kann mich noch an die Zeit erinnern, wo ich meine Neigung in mir entdeckte und ich mich mit widerstreitenden Gefühlen auseinandersetzen musste.

Was immer meine sexuelle Devianz ausgelöst haben mag, von der Vererbung bis zur frühkindlichen Prägung, ein Weltverbesserungs-Gen schien mir nicht beigepackt zu sein.

Dominante und D/sler sind keine Sozialarbeiter oder verhinderte Pädagogen. Außenstehende erkennen das schnell an den von ihnen mitgeführten „Behandlungskoffern“. Dort befinden sich Klammern, Ketten, Peitschen und Dildos, alles Werkzeuge, die in der landläufigen Pädagogik kein hohes Ansehen genießen.

Das Bild in den Köpfen einiger Menschen wie ein „guter Dom“ sein sollte, hat nichts mit der Realität von BDSM zu tun.

Bei mir entsteht der Verdacht, dass einige BDSMer nicht fähig sind, in unserer nach Perfektion strebenden Gesellschaft die Tatsache auszuhalten, dass BDSM keine Superkraft ist. Schlimmer noch, der Wunsch nach Dominanz, Kontrolle oder Unterwerfung kann durchaus auf einem defizitären Selbstwertgefühl fußen (um nur ein Beispiel zu nennen). Das macht einen aber nicht zu einem toxischen SMer, sondern zu einem völlig normalen.

Die Medizin spricht an einigen Stellen sogar von einer Störung der Sexualpräferenz.

Gegen diese vermeintliche „Störung“ gibt es ein „Medikament“, es heisst BDSM.

Wie bei allen anderen Medikamenten besteht auch hier die Gefahr, dass neben der erwünschten Wirkung (ein sexuell erfülltes Sein) auch Nebenwirkungen auftreten können. Diese gilt es frühzeitig zu erkennen und ernst zu nehmen. Was ich für weitaus sinnvoller halte, als mir einzureden, ich wäre als „guter Dom“ selbst das Allheilmittel für die submissive Frauenwelt. Ein Narrativ, das in die Zeit der Weltverbesserer nur all zu gut passt, aber die Tatsache kleinredet dass auch „gute Doms“ ein großes Maß an Eigeninteresse mitbringen. Man wird nicht durch Altruismus zum BDSMer auch wenn die Beschreibungen in den Profilen mancher, das nahelegen.


Text: M.Zyks


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Der Inhalt dieses Artikels gibt lediglich die Meinung und Ansicht des Autors wieder und muss mit der Meinung der Sklavenzentrale nicht unbedingt übereinstimmen.