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11.08.2019
ONLINE-MAGAZIN
Themenbeitrag


Bild von: MagicZyks


Wie meinte der Rigger des von mir kürzlich besuchten Bondage Workshops zu uns Kursteilnehmern: „Es gibt unzählige Möglichkeiten ein Bondage zu variieren und wenn einem dann wirklich nichts mehr einfallen sollte, so kann man immer noch Sex haben.“

Die Gruppe lachte, denn eines hat uns der Workshop schon zu Beginn klar gemacht, am Ende des Seils sind immer noch ein paar Ideen übrig. Auf Sex müssen also wirklich nur die völlig Einfallslosen ausweichen.

Bondage, Shibari, Kinbaku, Ropework oder wie man auch immer dazu sagen möchte, ist schon lange kein Hilfsmittel mehr, etwa damit der Partner endlich mal stillhält. Bondage ist Kunst, Ritual und Wissenschaft zugleich, Vorspeise und Hauptgericht.

Allein in der Sklavenzentrale beschäftigen sich rund 51 Zirkel, 43 Stammtische und 34 Gruppen mit dem Thema Bondage. Das Fesseln zum SM gehört wie Romeo zu Julia, dürfte keinen verwundern. Noch vor etwas über 10 Jahren kannte ich keinen Top, der nicht mindestens ein Paar Handschellen besessen hat. Damit allerdings, bringt man heute kaum noch ein submissives Frauenherz zum Pochen. Aktuell beweist ein Top vielmehr durch den Besitz von: Original Osada Steve Shibari und Kinbaku - Jute Rope mit verringerten Schlagwinkel der einzelnen Litzen, seine Kompetenz in Sachen Fixierung.

Gute Rigger (so die aktuelle Bezeichnung eines in Japan-Bondage versierten Fesselers und weniger prahlerisch als die noch vor einigen Jahren verwendete Anrede Sensei, welche als Höflichkeitstitel aus dem japanischen Kampfsport entliehen war) genießen inzwischen in der Szene ein hohes Ansehen und haben somit natürlich auch „Groupies“, welche sich in Bondagekreisen allerdings Rope-Bunnies nennen. Zuweilen liest man in den Profiltexten von Frauen sogar die freimütige Ansage sie seien „seilgeil“, was selbst eingefleischte Handschellenfreunde zum Umdenken und dem Erwerb von reichlich 6 mm Juteseil bewegt.

Während man mit den guten Smith&Wesson Handschellen, schon wenige Minuten nach dem Kauf zur Tat schreiten konnte, so steht man mit seinem Seil erstmal recht hilflos da. Gleich einem Saxophonisten der auf einer Grillparty eine Westerngitarre in die Hand gedrückt bekommt, weiß man nicht so recht, wie es nun weiter geht. Zum Glück erhält man aber Hilfe. Zahlreiche Workshops, Dojos, Fesselvereine und Handbücher ebnen den Weg zum Rigger.

Ähnlich wie andere Hobbies, die man ursprünglich nur begonnen hat, damit sich eine Frau bereitwillig für einen auszieht – richtig geraten – ich spreche von der Fotografie, so erkennt man auch beim Bondage schnell: alles gar nicht so einfach.

Es gibt beim Shibari nicht nur unzählige japanische Fachbegriffe, sondern auch ganz unterschiedliche Schulen und konzeptionelle Ansätze. Erste Erfolgserlebnisse sind zwar relativ schnell erfahrbar, wer aber in die höheren Weihen des Bondage vordringen möchte und eine gelungene Bondage-Session als Vorspiel zum Beischlaf plant, der sollte sich auf eine sexfreie Zeit von der Länge einer Haftstrafe für das Überfahren von 3 Schulkindern in einer Tempo 30 Zone, einstellen.

Hier schließt sich der Kreis, jeder gute Rigger (Sie erinnern sich, das waren die mit den Bunnies), würde jetzt dagegenhalten, dass Geschlechtsverkehr nicht alles ist und dass eine Bondage-Session eine unglaublich intensive und schöne Erfahrung sein kann.

Golfer argumentieren, meiner Erfahrung nach, ähnlich und beide haben auch recht. Man sollte nur nicht aus dem Auge verlieren, dass es sich hier um Betätigungen handelt, die ein gutes Maß an Einsatz erfordern. Aber der Weg ist das Ziel, oder?





Text: M.Zyks
Erstveröffentlichung: Schlagzeilen, Oktober 2014
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Der Inhalt dieses Artikels gibt lediglich die Meinung und Ansicht des Autors wieder und muss mit der Meinung der Sklavenzentrale nicht unbedingt übereinstimmen.