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Wie man eine Herrin findet - SZN-208891
29.07.2010
ONLINE-MAGAZIN
Gewerbliches

Rezension:
„Wie man eine Herrin findet“ von Lilith of Dandeldion


Ach ja, das Problem ist bekannt, und ich muss es wohl nicht näher erläutern: es gibt so viele männliche Subs. Und scheinbar so wenige dominante Frauen. Wenn man sich hier in der SZ als dominante oder switchende Frau anmeldet, kann man sich vor PNs kaum retten. Und selbst als Sub bekommt man immer wieder Nachrichten von Männern, die scheinbar keine Profile lesen können, sondern einfach nur Rundmails an alles senden, was bei drei nicht auf den Bäumen oder vielmehr am Andreaskreuz festgeschnallt ist.

Aber statt es den Männnern gleich zu tun, die über die fehlenden Frauen klagen, statt wie die angeschriebenen Frauen über die lästigen Nachrichten zu schimpfen, veröffentlichte Lilith of Dandelion ein Buch, das sich jeder devote Mann und jede dominante Frau zu Herzen nehmen sollten, bevor sie sich auf die Partnersuche begeben: "Wie man eine Herrin findet - Rat-Schläge für den passiven Mann".

In 30 Kapiteln erklärt sie vom ersten Moment der Partnersuche bis hin zur bestehenden Beziehung und den darin auftretenden Konflikten, welche Fallstricke es gibt, welches die häufigen Fehler sind, warum sie überhaupt gemacht werden und wie man sie am besten vermeidet. Stellvertretend für ihre Zielgruppe benennt sie Max Moinsen, einen devoten, masochistischen Mann, welcher auf der Suche nach seiner Traumherrin einige Fehlschläge erleiden muss. Er besucht Stammtische und gibt eine Anzeige auf, erhält Absagen oder gar keine Reaktion, vermasselt eine erste Session und tappst in so ziemlich jedes Fettnäpfchen. Aber er ist lernfähig, und am Ende gelingt es ihm natürlich, seine Partnerin zu finden.

Was das Buch für mich so besonders macht: Lilith spricht weder verächtlich, noch würde sie lästern oder sich aufregen. Sondern sie beobachtet und versteht. Klar mag es Männer geben, die einfach nur sabbernd vor der Tastatur sitzen, während sie einhändig ihren Text schreiben und an 100 Frauen im Verteiler senden. Ja, aber es gibt auch die "normalen" devoten Männer, die einfach nicht wissen, wie sie auf eine Herrin zugehen sollen und aus Unsicherheit Fehler begehen, die ihnen der schwarzen Schafe wegen falsch ausgelegt werden.

Die Autorin hat einen wundervollen Humor und versteht es, die Schwächen anzusprechen, diese auch einmal ins witzige Licht zu rücken, ohne das Gegenüber dabei bloßzustellen. Woher schließlich soll der Mann auch wissen, wie er die gewünschte Herrin anzusprechen hat? Wie soll er sich beim ersten Treffen mit ihr verhalten, wenn sie sich gegenüberstehen und sie ihm keine Anweisung gegeben hat?

Besonders wichtig ist es Lilith, immer wieder zu betonen, dass eine Herrin vor allem eine Frau ist. Eine Frau, die umworben werden möchte. Die auch mal schlechte Laune und PMS hat. Die auch mal mit zerzausten Haaren und faltigen Augenrändern erwacht. Die im Arm gehalten und verstanden werden möchte. Die nicht jeden Tag Lust auf eine neue Session hat und vielleicht auch mal ein paar Wochen Pause braucht. Eine Frau, die in ihrer Erziehung erfahren musste, dass dominante Frauen nicht gesellschaftskonform sind, die ihre Neigung zwar kennt und spürt, jedoch erst noch erlernen muss.

Eine Herrin darf unsicher sein, sie darf die Session unterbrechen und den Sklaven aus seinem tollsten Rausch herausholen und fragen, ob es ihm gut geht, und sie muss erst schrittweise lernen, wie man die Werkzeuge benutzt, denn sie möchte das Gegenüber ja nicht verletzen, sodass die ersten Sessions vielleicht viel zu soft sind. Aber sie kann sich entwickeln, und aus dem schüchternen Mädchen kann eine konsequente, gestrenge Herrin werden.

Die Autorin entmystifiziert das Bild, das viele Männer von ihrer Traumfrau haben und erklärt, warum das, was sie im Studio geboten bekommen und was sie sich im Internet herunterladen kaum das sein kann, was sie sich für eine Beziehung wünschen. Sie hilft die beiden Ebenen Kopfkino und Realität zu trennen und führt dem Mann vor Augen, wo er seine Erwartungen herunterschrauben muss und wie er dafür umso mehr gewinnen kann. Sie hilft ihm, auf sich selbst zu achten, wenn er sein Herz verschenken will, denn Enttäuschungen sind vorprogrammiert auf der Suche nach der perfekten Profi-Domina aus dem Internet.

Und wenn die Luftschlösser den realen Mietwohnungen gewichen sind, wenn die glorifizierte Superherrin der normalen Frau Platz gemacht hat, dann erzählt sie weiter, welche Hindernisse nun möglicherweise an der Beziehung rütteln können. Denn wie sieht es aus, wenn er zwar eine Domina möchte für seine Triebe, nach dem Spiel aber sich im Alltag ohne Hausmädchenkostüm und Androhung von Strafe weigert, diese Arbeit zu übernehmen, die doch Frauensache ist? Wenn er von ihr Halt und Stütze will als Sub, ihr diese aber möglicherweise nach dem Spiel nicht geben will, da er meint, sie müsse die Starke sein? Darf eine Herrin Kritik ihres Sklaven an sich zulassen? Darf sie sich einfach von ihm massieren und befriedigen lassen, ja darf er sogar oben liegen und beim Sex die Führung haben?

Ein Satz, der mich tief bewegt hat: "Haben wir die Normen der "normalen" Gesellschaft hinter uns gelassen, um uns nun wieder neuen Vorschriften zu beugen?". Eine Aussage, die selbsterklärend ist. Es gibt keine Regeln. Nur eine Beziehung, die geprägt sein soll von Respekt und gegenseitiger Liebe, fernab von szenetypischen Klischees und überhöhten Erwartungen, die man glaubt erfüllen zu müssen.

Ich mag den Schreibstil der Autorin. Auch ihr Humor ist sehr angenehm. So lässt sie etwa zu Beginn den männlichen Leser einen Brief schreiben, und dann fordert sie ihn auf, einen wassergefüllten Napf zu holen, den Brief zu zerreißen, ins Wasser zu geben, bis er sich richtig vollgesogen hat, und dies dann zu trinken. Aber nicht auf die übliche "nieder, Du Wurm" - Weise (wie sie leider häufig von FemDoms in den Medien dargestellt wird und daher auch häufig das Erwartungsbild der Männer prägt), sondern konsequent, liebevoll, mit einem verschmitzen Lächeln im Gesicht. Und dann hilft sie, einen besseren Brief zu formulieren. Ihr Wesen hat mich sehr beeindruckt, sie strahlt eine gewaltige, ureigene weibliche Kraft aus, der sich wohl kaum ein Leser entziehen kann.

Das Buch las sich für mich spannender als so mancher Roman. Es hat gewissermaßen eine Art Handlung, und man hofft mit Max endlich auf die Beziehung. Und doch ist es ein Sachbuch, das Schritt für Schritt zu verstehen hilft. Kein Pseudoratgeber, sondern die Gedanken einer langjährigen Herrin, die in sich selbst ruht und nun ihre Erfahrungen teilen möchte.Ich kann dieses Buch sowohl MaleSubs als auch FemDoms empfehlen.

Werte Männer: hier lernt ihr, wie Ihr statt der störenden Schreiben und lästigen Baggerversuche effektiv und sympatisch bei Frauen landen könnt. Ihr erfahrt, warum es bisher so schwer war, "die Richtige" zu finden und wie Ihr Euch selbst ins beste Licht rücken könnt.

Verehrte Damen: hier wird Euch gezeigt, dass Ihr selbst niemandem etwas beweisen müsst, dass Ihr Euch entwickeln dürft, und dass Ihr auch mit den Männern manchmal ein wenig nachsichtiger sein solltet, wenn sie sich mal wieder in bester Absicht völlig daneben benehmen.

Geliebte Verliebte, die Ihr bereits eine Beziehung habt: dieses Buch ist spannend und witzig zu lesen, Ihr werdet Euch immer wieder einmal selbst darin erkennen und hier und da vielleicht sogar noch ein paar Möglichkeiten zur Veränderung entdecken.

Kurz: ein dünnes Büchlein mit 148 Seiten und einem stolzen Preis von 17,50 Euro. Das aber mit seinem hübschen Cover, dem stabilen Einband, dem griffigen Papier und vor allem dem sehr unterhaltsamen und hilfreichen Inhalt jeden Cent wert ist.



Bezugsinformationen:
Gebunden, 148 Seiten
ISBN 3-931406-29-6
erschienen im Cahron Verlag SCHLAGZEILEN / 2005
Preis: EUR 17,50




© Text: Kitsune

© Buchcover: Charon Verlag SCHLAGZEILEN
Der Inhalt dieses Artikels gibt lediglich die Meinung und Ansicht des Autors wieder und muss mit der Meinung der Sklavenzentrale nicht unbedingt übereinstimmen.