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A. Hoffmann:Hörig und ausgeliefert - SZN-208891
12.10.2012
ONLINE-MAGAZIN
Gewerbliches


Rezension: Arne Hoffmann: "Hörig und ausgeliefert"

Arne Hoffmann muss wohl nicht mehr vorgestellt werden, ist er doch abgesehen von seinem Einsatz für Männerrechte und seiner Tätigkeit als freier Journalist vor allem als Autor von SEX- und SM-Ratgebern und SM-Romanen bekannt, die er mal unter Klarnamen, mal unter dem Pseudonym Cagliostro veröffentlicht.

Zum Inhalt des Buches "Hörig und ausgeliefert": Seit er einen Show-Hypnotiseur auf der Bühne erlebte, war Jeremiah fasziniert von den Möglichkeiten der Gedankenkontrolle. Immer wieder stellte er sich vor, was mit seiner damals Angebetenen alles möglich gewesen wäre. Er informiert sich über Hypnose, liest alle erhältlichen Bücher, startet erste kleine Versuche, gewinnt durch hypnotische Entspannung und Prüfungsvorbereitung das Vertrauen der Klassenkameraden. Und sobald er das Vertrauen hat, beginnt er es schrittweise zu missbrauchen, besonders Astrid hat es ihm angetan und bekommt von ihm so manchen nicht abgesprochenen Befehl zugeteilt. Im Studium lernt er Simone kennen, sie ist devot und genießt das Spiel der vollständigen Kontrollabgabe an Jeremiah, zumindest bis er zu weit geht und sie mehrfach in der Öffentlichkeit demütigt. Die Kräfte des Dämonenprinzen, wie er sich bei seinen eigenen Showauftritten bald nennt, werden immer stärker, und er gibt sich nicht mehr mit einer einzelnen Frau zufrieden. Er genießt es, frei über alle Frauen verfügen zu können. Was den Leser erwartet, ist die wilde Phantasie eines außer Kontrolle geratenen Menschen, der ohne jegliche Sanktion tun und lassen kann, wonach immer ihm der Sinn steht. Und niemand ahnt, WIE mächtig Jeremiah wirklich werden kann!

Hier in der SZ muss ich wohl nicht erst darauf eingehen, dass Kopfkino und Realität zwei verschiedene Dinge sind. Dennoch möchte ich erwähnen, dass Hoffmann mit seinem Buch ziemlich weit geht und an vielen Tabus kratzt, die auch innerhalb von SM-Literatur bestehen. Es muss einen Metakonsens geben, Gewalt und Missbrauch sind klar vom SM zu trennen, selbst wenn das Spiel noch so hart wird, und die Lust des oder der Sub ist ein wichtiger Punkt der Romane. Hier jedoch ist der Protagonist ein junger Mann, den man nicht als Top, Herr, Dom bezeichnen kann, sondern lediglich als kranken, wahnsinnigen Psychopathen. Anfangs noch zögerlich, später immer fester und am Ende mit einer Selbstverständlichkeit nimmt er sich, was ihm gefällt, für ihn ist "die ganze Welt ein riesiger erotischer Selbstbedienungs-Supermarkt ohne Kassenzone", er wird zum Serienvergewaltiger und bedient sich ohne jegliche moralische Scheu. Hoffmann führt den Leser in die Abgründe der menschlichen Seele und zeigt in einem immer surrealer werdenden Gedankenspiel, was alles möglich wäre, gäbe man einem einzelnen Menschen die absolute Kontrolle. Und da es sich um einen SM-Roman handelt - erwartet den Leser ein höchstmögliches Maß an allem, was Jeremiah sich nur vorstellen kann.

Ein bisschen schade finde ich selbst, dass es sich auf rein sexuelle Phantasien beschränkt und weit mehr Spielarten möglich gewesen wären. Jeremiah ist ein bisschen einfallslos, finde ich, mir wären da wohl noch ganz andere Sachen eingefallen, allerdings würde dies wohl den Rahmen des Buches sprengen, zumal jeder Leser andere Vorstellungen hätte, was Jeremiah bitte als nächstes tun solle. Aber das ist es auch, was diesen Roman ausmacht: die Frage: "Was hätte ich nun getan, wen würde ich hypnotisieren, was würde ich mit ihm / ihr / ihnen anstellen, wie weit würde ich gehen". Und diese Gedanken heizen das Kopfkino zusätzlich zum Buch selbst noch einmal ordentlich an, beschäftigen den Leser auch noch lange nach der Lektüre, bieten viel Raum für die eigene Phantasie.

Der Autor nimmt kein Blatt vor den Mund, und die Sprache steigert sich, anfangs sexuell verklemmt aber voller unterdrückter wilder Lust und einzelnen Ausdrücken, die bald immer häufiger werden, bis Jeremiah gegen Ende obszön wird. Seine unkontrollierte Macht führt dazu, dass er auch sich selbst nicht mehr kontrollieren muss, weder seine Sprache noch sein Auftreten, seine Moral, seine Sexualität, dieser Prozess ist sprachlich sehr gut zu verfolgen, wird immer abgedrehter, abgefahrener, absurder, stellenweise regelrecht (gewollt)unangenehm.

Anfangs mag der Inhalt auf einige Leser verstörend wirken, da wie gesagt stark an den Tabus (Metakonsens, Lust des Subs usw.) gekratzt wird. Doch an dem Punkt, an dem es für den Leser fast nicht mehr erträglich ist, gibt es plötzlich ein zusätzliches Element, welches die Handlung auflockert und ihr die Schärfe nimmt. Was immer bedrohlicher wurde, wird hier nun fast schon komisch (ohne dass der Humor die Erregung beeinträchtigen würde), man schwankt oft zwischen Lachen und Lust.

"Hörig und ausgeliefert" ist ein Buch, das wohl die Meinungen deutlich spalten wird. Ich jedenfalls war begeistert, mich reizt die Vorstellung des großen Selbstbedienungsmarktes. Und ich liebe es, wie das Buch nach dem Wendepunkt auf eine Ebene abgleitet, die ich in der Literatur sehr liebe, wenn sie wohldosiert und gekonnt eingesetzt wird. Dies ist Arne Hoffmann durch und durch gelungen, ich habe mich hervorragend unterhalten, wurde oft erregt und habe viel gelacht. Vanilla-Freunden würde ich das Buch nicht in die Hand drücken, es sei denn, ich hätte Bedarf an einer langwierigen Grundsatzdiskussion. Aber es muss auch Bücher geben, die einfach nur das wilde Kopfkino bedienen. Und dieses ist eines: Kopfkino pur, fernab jeder Realität und Moral.




Bezugsinformationen:

Arne Hoffman: Hörig und ausgeliefert
Marterpfahl; Auflage: 1., Aufl. (15. März 2012)
151 Seiten, broschiert
ISBN: 978-3-936708-88-2
15,99 Euro



© Text: Kitsune

© Buchcover: Marterpfahl Verlag
Der Inhalt dieses Artikels gibt lediglich die Meinung und Ansicht des Autors wieder und muss mit der Meinung der Sklavenzentrale nicht unbedingt übereinstimmen.