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Rezension: "Sex on the Beach" - SZN-208891
25.02.2011
ONLINE-MAGAZIN
Gewerbliches


Rezension: „Sex on the beach“

Sex on the beach ist eine Sammlung von Kurzgeschichten, die sich sowohl im Titel wie auch durch das Cover recht eindeutig präsentiert: eine Frau mit Sonnenbrille und luftigem Minikleid ohne Höschen darunter, ein entspanntes Lächeln im Gesicht. Sie sitzt im Bus, und der Leser hat freien Einblick zwischen ihre Beine. Ein Gefühl von Sommer, Leichtigkeit und jeder Menge Sex erwartet den Leser, das ist eindeutig. Und zugleich ist der Titel des Buches der Name eines bekannten Cocktails, bestehend aus mehreren Zutaten.

Besser hätte man dieses Buch nicht benennen können! Die Kurzgeschichten kommen erfrischend und aufregend daher, überreicht von verschiedenen Autoren, jeder für sich etwas ganz Eigenes und gemeinsam eine perfekte Mixtur abenteuerlicher Erotik, ein kleines Stück Urlaub inmitten des Alltags.

Normalerweise hat man entweder ein Buch von einem einzigen Autor, oder aber eine Anthologie aus vielen verschiedenen. In diesem Fall allerdings besteht das Werk aus einem Hauptschreiber und einigen weiteren Kurzgeschichten anderer Autoren. Wie sich diese ungewöhnliche Konstellation ergab, erklärt der Verleger in einem Vorwort. Und ich finde, er hatte recht mit seinem Entschluss, nicht länger auf weitere Werke einzelner Autoren zu warten, sondern gerade diese Geschichten in genau dieser Zusammenstellung in einem Band zu veröffentlichen.

Hauptautor ist Lonie Waters. Die Protagonisten seiner Geschichten sind weiblich, der Schreibstil ist kunstvoll, elegant ohne Obszönitäten und dennoch sehr direkt. Er schafft es, die Figuren in nur wenigen Zeilen (die kürzeste Story ist gerade einmal eindreiviertel Seiten lang) lebendig werden zu lassen. Der Leser ist mitten im Geschehen, fühlt sich in die Figuren ein und ist sofort dabei. Eine Vorgeschichte ist unnötig, das Danach kümmert nicht. Was zählt, ist der Moment, und der wird in bunten Farben gemalt. So unterschiedlich die Facetten unserer Lust sind, so variantenreich sind auch die Pointen der Geschichten. Und das Beste daran: es sind keine reinen Berichte von Sessions, das wäre langweilig, das liest man überall. Nein, es sind einfach kurze Erlebnisse, mal mit einem Fremden, mal im Rollenspiel, mal im Kopfkino, es ist jedes Mal eine komplette Geschichte mit Aufbau und Handlung, und der Sex spielt dabei nicht einmal die Hauptrolle, sondern vielmehr das Erleben der Hauptfiguren, denen man sich sofort verbunden fühlt.

Da gibt es zum Beispiel ein nettes Schauspiel im Penthouse. Ein Hochzeitstag wird anders als sonst üblich gefeiert. Eine betrogene Frau rächt sich auf ihre ganz eigene Weise. Die Vorbereitung der Künstlerin auf ihren Bauchtanz ist mein persönlicher Favorit: diese Geschichte strahlt eine Erotik aus, die nicht im Sex liegt, sondern allein in der Anmut und Faszination eines sich seiner selbst bewussten Körpers.

Es folgen zwei Geschichten von Virginia Dark, die nicht nur aber vor allem Flag-Liebhaber begeistern wird: die quirlige MaryLou ärgert den ach so schicken Archie, um sich endlich ihre verdiente Strafe abzuholen. Und ein frischgebackenes Pärchen zeigt sich während des Besuches von Freunden von einer recht privaten Seite.

Von Saskia Weißer erhält der Leser ein paar Gedanken über den Unterschied von D/s und S/M und eine Kurzgeschichte, welche zur Fortsetzung ausgeschrieben ist. Der Verlag freut sich über Zusendungen, wie die Beziehung zwischen Hasim und Liv sich wohl entwickeln wird und ich bin gespannt, ob es vielleicht einen Folgeband geben wird, allein aus den Zusendungen der Leser?

Sklavin Scipia schreibt von den Dingen, die zwischen den gallischen Kriegen, den Geschichten um Troja, Rom und Karthago von den Geschichtsbüchern unterschlagen werden: welche Behandlung erfuhren die weiblichen Geiseln der im Krieg unterworfenen Gegner?

Und zum Abschluss die längste der Geschichten, geschrieben von Robertus, eine weitere Besonderheit: die junge Aylin ist eine moderne europäische Frau mit afghanischen Wurzeln. Sie nimmt sich eine Burka ihrer Mutter und entschließt sich zu einem Einkaufsbummel der anderen Art. Doch dann wird ihr Geheimnis, welches sie unter dem Gewand trägt, aufgedeckt!

Sex on the beach ist wunderbar leicht zu lesen, die Geschichten steigen nicht nur zu Kopf. Wie bei einem Cocktail sollte man nicht zuviel auf einmal konsumieren, sondern in kleinen Dosen immer mal wieder nippen, damit die Wirkung der Geschichten sich entfalten kann, die Pointen nachklingen können. Ideal für das kleine Kopfkino zwischendurch. Dieses Büchlein ist ein Muss für alle Leser, die eine außergewöhnliche Vielfalt zu schätzen wissen.




Bezugsinformationen:

Lonie Waters, Virginia Dark, Saskia Weißer: Sex on the beach
Kartoniert, 139 Seiten
ISBN 3936708746
erschienen im Marterpfahl Verlag 2010
Preis: EUR 14,00




© Text: Kitsune

© Buchcover: Marterpfahl Verlag
Der Inhalt dieses Artikels gibt lediglich die Meinung und Ansicht des Autors wieder und muss mit der Meinung der Sklavenzentrale nicht unbedingt übereinstimmen.