Softliner

Ich bin Softliner.
Ich bin alltagsdominant, strebe im Job eine Führungsposition an – meine Chancen stehen nicht schlecht. Ich bin emanzipiert, sogar schon so weit, dass ich einen Mann bitten kann, die Sprudelkisten für mich in den Keller zu tragen – einfach weil Mann und Frau nicht gleich sind.

Ich bin Softliner.
Ich brauche niemanden, der mir durch seine Anerkennung Selbstbestätigung gibt. Ich brauche auch keine Erziehung, denn das war Aufgabe meiner Eltern. Ich arbeite daran zu verändern, was mich an mir stört, aber ich brauche keine Schläge dafür. Ich bin in der Lage, meine Fehler selbst zu erkennen.

Ich bin Softliner.
Ich sehne mich durchaus nach Dominanz für gewisse Stunden und oute mich hiermit als „Teilzeitsub“.
Das ist der Gegensatz zwischen meinem Leben, in dem ich führe, bestimme, entscheide, und genau das, was den Reiz ausmacht. Meine Hingabe und mein Fallenlassen sind etwas Besonderes – für mich und meineN PartnerIn – ein Geschenk, das ich nur besonderen Personen mache.

Ich bin Softliner.
Mein BDSM ist leise. Das Motto heißt nicht höher, schneller, weiter, sondern schöner, intensiver, hingebungsvoller. Ich breche mir keinen Zacken aus der Krone, wenn ich nur Kuscheln mag, ohne vorher dominiert worden zu sein. Mein BDSM findet nicht 24/7 statt, sondern nur dann wenn wir beide es wollen. Mein dominanter Partner ist deshalb nicht weniger dominant und ich nicht weniger devot.


Ich bin Softliner.
Mein Ziel ist die Intensität der Gefühle auf beiden Seiten – nicht die Anzahl der Striemen auf meinem Po oder die Dicke des Plugs. Ich finde es nicht schlimm wenn eine Session in haltlosem Gelächter endet, ist mir allemal lieber als wenn einer abstürzt. Eine Session ist gut, wenn zwei danach glücklich sind.

Ich bin Softliner
Ich bin nicht bereit, mich in ein unreflektiertes Abenteuer zu stürzen. Ich erwarte von einem dominanten Partner, dass er seine ihm von mir eingeräumte Position nie ausnutzt – was nicht heißt, dass ich das Drehbuch für Sessions schreibe. Ich setzte meinen Partner nicht unter Druck, nur weil mein Kopfkino, das ich realisieren möchte, schon weiter ist als seins.

Ich bin Softliner
Und ich frage mich manchmal, ob solche Softliner hier überhaupt gewollt sind – oder ob sie sich nur zu wenig zu Wort melden.

Ich bin bekennender Softliner.


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