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Wie authentisch ist BDSM? - SZN-ZYKS-1-000
17.11.2023
ONLINE-MAGAZIN
Themenbeitrag


Bild von: MagicZyks

 



Wie authentisch ist BDSM?





Liebe Mitglieder,

Authentizität ist ein aus dem griechischen stammender Begriff, der sich mit „Echtheit“ übersetzen lässt.

Wenn ich mich richtig erinnere, hatte ich den ersten Kontakt mit diesem Begriff in Verbindung mit Filmen. Zum Beispiel, wenn eine Dokumentation (über einen Musiker oder eine Epoche) als glaubwürdig und nah an der Realität eingestuft wurde.

Heutzutage wird der Begriff besonders häufig in Verbindung mit menschlichem Verhalten verwendet. Dieser oder jener Politiker, Prominente wird als authentisch wahrgenommen. Im Dschungelcamp von RTL warten alle Teilnehmer und Zuschauer darauf, dass „die Masken fallen“ und der wahre, authentische Kern der Promis zu Tage tritt.

In der Zeit von Self-Promotion in jeder Lebenslage und schillernden Instagram Blogs liegt es wohl nahe, auch im menschlichen Verhalten verstärkt nach Echtheit zu suchen.

So lese ich z.B. in den Profilen der Sklavenzentrale man würde Dominanz nicht „spielen“ und sei eine „naturdominante Person“, also echt veranlagt, usw.

Es scheint unter uns BDSMern die Befürchtung zu geben, als „unecht“ wahrgenommen zu werden. Anders kann ich mir die häufig geäußerte Beteuerung nicht erklären.

Warum ist das so? Fast niemand betont, er sei eine echte Hete oder ein echter Schwuler. Noch auf keinem Datingportal habe ich gelesen, dass jemand eine Frau sucht und ins Profil schreibt, er sei im übrigen „naturveranlagt“ hetero und suche deshalb wirklich eine Frau. Dies liest man nicht, weil wir „by default“ davon ausgehen, dass dies so ist.

Wenngleich es vielleicht Menschen geben mag, die z.B. homosexuell sind, das aber in Ihrem sozialen Umfeld nicht zugeben möchten und darum einen gegengeschlechtlichen Partner suchen. Das gibt es natürlich, ist aber so selten, dass es auf Datingportalen kein Thema zu sein scheint.

Anders bei uns, eine echte Veranlagung wird gern betont. Was vielleicht daran liegt, dass es das Gerücht gibt, auf SM-Seiten würden sich auch schon mal Vanillas herumtreiben, die glauben devote Menschen seien leicht in die Kiste zu bekommen. Wer so denkt, der sollte vielleicht einmal mit einem der vielen Doms bei uns sprechen, die schon seit Jahren eine Partnerin suchen. :-)

Den Hauptgrund für die Beteuerung sehe ich jedoch woanders.

Nämlich in der Tatsache, dass es ganz sicher eine echte masochistische oder sadistische Veranlagung gibt, aber keine Szenenkultur die ohne Mindfuck funktioniert.

Begriffe, Bilder, Sklavenverträge, Strafbücher und Rituale zeigen ganz deutlich, dass SMer zu einem nicht geringen Teil in einer Traumwelt leben (möchten).

Die Bilder, welche hier täglich hochgeladen werden, zeigen in der Mehrheit kein echtes sadomasochistisches Leben, es sind sexuelle Fantasien von Verfügbarkeit und Unterwerfung.

Bildtitel wie: „Strafe muss sein“, „Ich war böse und musste gezüchtigt werden“ „Alltag einer Käfigsklavin“, „So müssen Sklavinnen gehalten werden“, „Knie nieder vor Deiner Göttin“ … und die Beispiele lassen sich endlos fortschreiben, zeigen kein authentisches Weltbild von SMern.

Die Bilder und Bildkommentare sind allesamt eine lustvolle Inszenierung einer fiktiven Realität, auf die man sich als BDSMer gern einlässt. Mit Requisiten aus vergangenen Epochen wie japanischen Folterpraktiken, Peitschen, mittelalterlichen Prangern und Andreaskreuzen, die man aus ihrem authentischen Kontext gerissen und entschärft hat, um sie in Form einer Inszenierung zu recyceln.

Und sollte es wirklich mal jemanden geben, der ganz ernsthaft glaubt, er müsse seiner submissiven Partnerin aufgrund der Tatsache, dass sie die Socken falsch gefaltet hat, mit der Bullenpeitsche eine Umerziehung zuteil werden lassen, weil Frauen es schlussendlich nicht anders lernen … der hat ein Problem, das auch mit SM nicht zu lösen ist.

Menschen die an die gott- oder naturgewollte Herrschaft des Mannes über die Frau phantasieren (und andersherum) gibt es natürlich. Für mich sind das aber keine authentischen SMer, sondern „Menschen auf dem Holzweg“.

Wenn also im holzschnittartigen DEBRIS-Manifest gebetsmühlenartig „Kein Spiel“ repetiert wird, so möchte ich dem ein deutliches: „Doch“ entgegenwerfen.

Um es klarzustellen, meine Veranlagung sei es devot, dominant, sadistisch, usw. ist kein Spiel. In aller Regel ist es ein tief im Wesen der betreffenden Person verankertes Bedürfnis. Der Umstand jedoch, dass ich diese meine Neigung ausschmücke ist eine kulturelle Leistung. Die Weltordnung wo gehorsame Sklavinnen mir zu willen sind, mit dem Rohrstock erzogen werden (müssen) und die Hausordnung des Hausherrn peinlich zu befolgen haben sind fiktionale Hilfsmittel, die ich dazu verwende, mein Grundbedürfnis (nach was genau, würde einen eigenen Artikel füllen) zu inszenieren.

Nichts anderes sind die sogenannten „stilvollen Herrenabende“, wo nackte Sklavinnen, nur mit Halsband bekleidet, als naturveranlagte Dienerinnen auftreten. Man zelebriert und inszeniert die dominante bzw. devote Veranlagung.

Authentisch ist das - nach meinem Verständnis - nicht, es ist ein Rollenspiel, ein Theaterstück. Damit möchte ich das Ganze nicht klein reden. Für mich ist es eine kulturelle Leistung aus dem rohen Bedürfnis der Dominanz, eine atmosphärische Inszenierung aus Setting, Regeln und Ritualen wie z.B. den Gor-Positionen zu kreieren.

Mein Fazit ist deshalb auch: „Fuck Authentizität“. Das wichtigste Sexualorgan ist der Kopf und das setzen wir BDSMer kreativ ein, um einen größtmöglichen Genuss zu erzielen. Dazu gehören dirtytalk, die Inszenierung der eigenen Unfehlbarkeit als Herr und ein Folterkeller im Fantasy-Style. Wen stört es da, dass vieles „Fake“ ist.

Wenn wir es schaffen, dazu zu stehen, können wir genussvoll das Optimum aus unserer Neigung herausholen.

Gruß

M. Zyks


Text & Bild: M. Zyks
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Der Inhalt dieses Artikels gibt lediglich die Meinung und Ansicht des Autors wieder und muss mit der Meinung der Sklavenzentrale nicht unbedingt übereinstimmen.