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29.11.2011
ONLINE-MAGAZIN
Literatur/Lyrik


Kehrseite

It´s Partytime! Mein Gott, was ziehe ich nur an? Das neue lange Kleid oder einen kurzen unverschämten Rock? Stilettos oder Overknees? Bitte sag doch etwas, was soll ich nehmen? O je, die Haare wollen wieder einmal nicht sitzen, schnell etwas Gel hinein, durchwuscheln, Du ruinierst es mir ja doch später… Verruchtes Make Up, Smokey Eyes, Lippenstift und Narciso Rodriguez, nur für Dich! Laute Musik, in falschen Tönen mitgesungen, bis Du mit der Haarbürste nach mir wirfst, fröhliches Gelächter, ein angedeuteter Tanz auf dem Parkett. Können wir jetzt endlich los?

Was für ein schöner Abend! Sie lenkt den Wagen, eine sanfte Mittelgebirgslandschaft zieht vorbei, Täler, Hügel, Wälder, von kleinen verträumten Ortschaften unterbrochen. Das warme Licht der Spätsommersonne fällt durch die Scheiben und malt Gold auf ihr Profil. Verstohlen blicke ich immer wieder zu ihr herüber, in ihr so vertrautes Gesicht, von kurzgeschnittenem, dichtem Haar umrahmt. Konzentriert blickt sie auf die Straße vor ihr, aber immer wieder huscht ein kleines Lächeln über ihren Mund. Ihre Hände auf dem Lenkrad, ich bewundere sie heimlich; feingliedrig und klein, zärtlich und gemein, was hast Du mit mir vor? Ich liebe diese Jacke so sehr, die sie trägt, der Kragen lässt sie streng und unnahbar erscheinen, und ihre Stiefel, Himmel, wenn ich einen Fetisch habe, dann ist es das… Die Fantasie schlägt Wellen. Voll Vorfreude plaudere ich auf sie ein, erzähle kleine Dummheiten, lache. „Halt doch einfach mal die Klappe“, sagt sie irgendwann freundlich, aber bestimmt. Eine Weile halte ich durch, dann hat sie mich wieder im Griff, diese fröhliche unbeschwerte Stimmung und ich lache und schwatze wie ein verliebter Teenager.

Tagelang hatte ich mich auf diese Party gefreut. Ich liebe diese wunderbare Burg, so romantisch gelegen; ihren großen Hof, mit Fackeln erleuchtet, ihre Hallen, festlich geschmückt und dunkle Kellergewölbe, die zu Spielen aus Lust und Pein luden. Und Jana! Ich würde Jana wiedersehen. Meine kleine, verrückte, liebe Freundin Jana und Hendrik, ihren Herrn. Die zwei waren seit Jahren unzertrennlich. Ich mag sie so sehr! Wir hatten uns im Chat kennengelernt, und als wir uns das erste Mal begegneten, war da sofort ein unbeschwertes Lachen und Scherzen, als würden wir uns schon Jahre kennen. Jana ist genau das Gegenteil von mir, sehr zart, sehr weiblich, mit heller, schimmernder Haut, rehbraunen Augen und kastanienrotem Haar, das sich nur schwer bändigen lässt. Aber sie hat den Schalk im Nacken und in ihrer Brust schlägt ein Kämpferherz. Sie liebt ihren Hendrik abgöttisch und ist ihm zutiefst ergeben.

Der Wagen rollt auf den Hof. Kaum kann ich es erwarten, auszusteigen, mir ihre Tasche zu schnappen und völlig undamenhaft in hohen Absätzen über das Kopfsteinpflaster zu eilen. Bevor sich das Tor noch richtig geöffnet hat, spähe ich um die Ecke, und da ist es wieder, das Herzklopfen, die freudige Erwartung dessen, was dieser Abend wohl bringen möge und was ich von nun an nicht mehr in der Hand habe. Beinahe fange ich mir in meinem Übermut die erste Kopfnuss ein.

Ein Glas Sekt, Mylady? Komm, lasst uns dort hinübergehen! Wer ist denn heute alles da? Dort ist Jana, sieh nur! Da sind die beiden!

Freudige Begrüßung, Händeschütteln, Umarmungen. Sie sehen phantastisch aus, alle beide; der stattliche Hendrik, groß, breitschultrig, löwenhäuptig, er trägt eine schmale schwarze Hose und ein Seidenhemd und verzichtet sonst auf sämtliche Attribute seines Standes. Die Seine trägt ein zauberhaftes Nichts, durchschimmernd, Figur umspielend, knielang, dazu schwindelerregend hohe Stiefel. Das Haar hat sie lose im Nacken verknotet, ein Edelstahlhalsband ziert ihren schmalen Hals. Ich hake Jana unter und wir folgen unseren Herrschaften, doch bald packt uns die Neugier, dürfen wir los? Und wir machen uns auf, unsere Umgebung zu erkunden und bekannte Gesichter zu suchen. Noch ein Gläschen an der Bar, ein wenig tanzen, ein Schwätzchen mit zwei etwas überdrehten Paradiesvögeln, dazwischen etwas lästern und das Neueste vom Tage austauschen; die Zeit vergeht wie im Fluge. Martin kommt vorbei, der Burgherr und Gastgeber, er begrüßt uns, charmant wie immer. Ein netter junger Mann, uns unbekannt, gesellt sich dazu, wirft ein bis zwei Augen auf Jana, verschwindet, kommt wieder, zwei Gläser kühles, frisches Bier in seiner Hand. Sie sind für uns; ein wenig Smalltalk noch und dann schlendern wir zurück zu Hendrik und zu meiner Lady.

Sie sitzen auf der Couch, ins Gespräch vertieft, schauen kurz auf, als sie unser Kommen bemerken. Ich strahle sie an, doch irgendetwas stimmt nicht mehr. Ihr Blick stimmt nicht, so anders ist er geworden, so eisig: Sie lehnt sich zurück, verschränkt die Arme vor dem Körper, sieht auf das Bierglas in meiner Hand, blickt mir in die Augen, wieder auf mein Bier, und etwas sehr Warmes und Unangenehmes kriecht meinen Nacken empor.

Sie hasst es, wenn ich vorher etwas trinke. Und ich Esel habe nicht daran gedacht. Mein Gott, ist mir das jetzt peinlich.

Langsam stelle ich das Glas ab, suche verzweifelt nach einem Loch im Boden, das mich aufnehmen könnte, laufe puterrot an, versuche irgendeine sinnlose Entschuldigung zu stammeln. Doch sie bringt mich mit einer einzigen Handbewegung zum Schweigen. Ein Blick zu Hendrik, beide erheben sich, bedeuten uns zu folgen. Wir zögern keine Sekunde. Ich weiß genau, was das für mich bedeutet, ich male mir die schlimmsten Strafen aus; das „Biest“ wird sie dabei haben, diese böse kleine Gerte, die ich fürchte wie der Teufel das Weihwasser und deren Bisse man noch Tage drauf erkennen kann. Und ich werde keinen Ton von mir geben dürfen, stumm leiden müssen und hoffen, dass es bald vorübergeht.

Hendrik dirigiert Jana zu einem Strafbock und bedeutet ihr, sich zu entkleiden. Sie beugt sich hinüber und er kettet sie an, ihre Füße zuerst, dann ihre Hände; ihr Haar löst sich aus dem kunstvollen Knoten und fällt in kastanienroten Wellen über ihren Kopf. Jana steht da und wartet, ruhig und geduldig.

Dann bin ich an der Reihe. In vorauseilendem Gehorsam möchte ich mein Kleid öffnen, doch ihr Blick friert mich ein, ich stehe da, ratlos, etwas angstvoll, verstehe nicht, wage mich nicht zu rühren. Sie zieht einen langen, geschmeidigen Rohrstock aus der Tasche, lässt ihn ein, zweimal durch die Luft pfeifen. Das Geräusch verursacht mir Gänsehaut. Sie sieht sehr wohl die Furcht in meinen Augen, lächelt spöttisch. Dann sagt sie nur ein einziges Wort: „Zwanzig.“ Und drückt mir den Rohrstock in die Hand.

Völlig perplex starre ich auf dieses Ding, das da nicht hingehört und ich weigere mich zu begreifen.

Meine Gedanken überschlagen sich. Das ist jetzt nicht Dein Ernst. Ich soll…? Ich kann das nicht. Das geht doch nicht. Ich kann das doch nicht. Eine Faust umschließt meinen Magen und drückt langsam zu. Mir wird schlecht.

Ich starre abwechselnd auf Janas zartrosa Hintern und den Rohrstock. Er wiegt so schwer. Meine Hände zittern. Schweiß auf meiner Haut.

Ich weiß, sie will es doch.

Ich komme mir vor wie ein Idiot. Warum gucken die so? Sie sollen doch weitermachen. Es ist so still geworden. Jeder wird hinsehen. Ich werde nicht treffen. Jeder wird lachen. Es ist so peinlich. Außerdem tut ihr das doch weh.

Ich weiß, sie braucht es doch.

Sie ist doch meine Freundin. Ich kann doch meine Freundin nicht schlagen.

Ich weiß, sie liebt es doch.

Mein Zögern dauert lang, viel zu lang, ich fange mir eine Kopfnuss ein wie ein kleines, dummes Schulkind. Ich trete hinter sie, hole aus, völlig linkisch, und lasse dieses Ding vorsichtig auf ihren Hintern patschen. Jana zeigt überhaupt keine Regung, aber aus der Ecke hinter mir zischt es wütend; ich blicke besser nicht zurück. Zögernd hole ich aus und schlage noch einmal zu. Ein kleiner zartroter Streifen bildet sich auf Janas Haut, ich erschrecke fürchterlich. Das Adrenalin läuft heiß in meine Fingerspitzen und meine Eingeweide ziehen sich zusammen. Bevor ich es aber schlimmer mache, schlage ich ein drittes Mal zu.

Verzweifelt drehe ich mich um zu meiner Lady, hoffe auf Gnade, auf Erlösung, um dieses schreckliche Werk nicht zu Ende bringen zu müssen, doch da ist nur Eis in ihrem Blick. Ich lande den vierten Schlag, Jana rührt sich ein wenig, vielleicht mir zum Gefallen.

Schlag Nummer fünf, warum?

Schlag Nummer sechs, warum???

Ich hoffe auf Hendrik, aber er feixt nur, deutet eine Verbeugung an und weist auf mein Opfer. In mir streiten die Gefühle, Mitleid mit Jana und eine ordentliche Portion Selbstmitleid dazu, warum kriegt sie die Prügel und nicht ich, warum muss ich das tun? Warum muss ich so etwas tun? Und etwas Neues kommt, hinzu, etwas Böses, Zerstörerisches: Ich werde langsam wütend.

Der siebte Schlag trifft Jana völlig unerwartet, ich hatte lang gezögert, dann aber sehr viel Kraft hineingelegt. Sie zieht scharf die Luft ein und ich beobachte diesen Streifen, der da auf diesem Fleisch entsteht. Die Folge von Schlag Nummer acht beobachte ich fast mit pathologischem Interesse.

Dieser Hintern, er macht mich wütend, wie er da liegt und auf mich wartet, mich zwingt, Dinge zu tun, die ich nicht tun will. Dieser Hintern provoziert mich und ich ziehe einen neuen Streifen auf dieses unverschämte Stück Fleisch. Jana quietscht. Langsam hole ich wieder aus, um diesem Ding, das nicht in meine Hand gehört, so richtig Schwung zu verleihen. Und ich fühle, wie sich alles um mich herum auflöst und dreht, wie ich mich verirre in einem Strudel aus Zorn und Verzweiflung, wie ein Steuermann, der den Kurs verliert in wütendem Sturm und nicht mehr weiß, ob er das Riff erwischt und wann.

Sie steht neben mir. Ihre Hand hält meinen Arm, bremst den fürchterlichen Schlag, zu dem ich ausgeholt hatte und sagt nur das eine Wort: „Genug“. Sekundenlang stehe ich da, reglos, den Arm erhoben, dann fällt es zu Boden, das Ding, was nicht zu mir gehört. Ihre Hand noch an meinem Arm, knie ich nieder, um es aufzuheben, und da ist er auf einmal, der sichere Hafen, der Platz, der meiner ist. Ihr Blick ist das einzig Konstante um mich herum, wie ein Bannstrahl, der Raum dreht sich, ich höre und sehe nichts mehr, bemerke nicht, wie Hendrik mein Werk an Jana vollendet, Tränen laufen mir aus den Augen, gerettet, ist das einzige, was ich denke, gerettet.



© barefoot

Der Inhalt dieses Artikels gibt lediglich die Meinung und Ansicht des Autors wieder und muss mit der Meinung der Sklavenzentrale nicht unbedingt übereinstimmen.