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Rezension: "Das SM-Abitur" - SZN-208891
16.03.2011
ONLINE-MAGAZIN
Gewerbliches


Rezension: „Das SM-Abitur“

Das SM-Abitur, ein Buch, das durch sein Cover und den Titel sehr an klassisches Schulspiel erinnern lässt. Strenge Lehrerin, die ihre ungehorsamen Schüler züchtig und zu mehr Leistung anspornt. Vielleicht ein paar Crossdresser und Mädchen in Schuluniformen, und jede Menge Spaß. Klingt verlockend, und doch erwartet den Leser bei diesem Titel von G Vandal sehr viel mehr. Es handelt sich quasi um einen äußerst spannenden Brief-Roman, der sich am Ende als gekonnter Mindfuck herausstellt:

Rebecca ist gerade durch das Abitur gerasselt und soll nun lernen. Damit ihrer kleinen Schwester Nicki (die gerade 18 geworden ist) nicht nächstes Jahr dasselbe passiert, muss sie mit. Gemeinsam mit Rebeccas Schulfreundin Nadine und der einige Jahre älteren Psychologiestudentin Anna fahren die Mädchen auf einen verlassenen Hof im Schwarzwald, wo sie sich mehrere Wochen rund um die Uhr aufs Lernen konzentrieren sollen.

Das Buch beginnt, als Nickis Freund Oliver tränenüberströmt mitten in der Nacht seinen Onkel Michael aufsucht. Nicki hat ihm regelmäßig Briefe geschrieben, anfangs noch recht seltsam, später immer verstörender, der Junge ist mit den Nerven am Ende und bittet seinen Onkel um Hilfe. Michael beginnt zu lesen. Es beginnt alles ganz harmlos. Die Mädchen sitzen gemeinsam in der Sauna, Nicki beschreibt die Kameradinnen. Eines von den Mädchen gibt sich recht aufreizend, bald rebelliert eine, Anna beginnt zu bestrafen. Harmlose nette Albereien, ein paar romantische Lesbenspiele, dazwischen härtere Momente mit dem nassen Putzlappen, dem eiskalten Wasserschlauch oder demütigenden Strafen. Bald gerät alles aus den Fugen, die Szenen werden immer härter, immer drastischer. Nicki erlebt eine Wandlung, der Oliver nicht folgen kann, und auch der hartgesottene Onkel Michael, ein Seebär, den nichts so leicht erschüttern kann, erkennt langsam, dass aus harmlosem Spiel brutaler, krimineller Ernst wird, denn er liest zwischen den Zeilen und erkennt den schockierenden Hintergrund des vermeintlich netten Spielchens, das Anna und Nadine mit den beiden Schwestern treiben.

Ich hatte das Buch fast in einem Zug beendet, konnte es nicht mehr aus der Hand legen. Es beginnt so niedlich und unschuldig. Vor allem ist die Wandlung der fast schon als naiv und rein zu bezeichnenden Nicki sehr schön dargestellt und nachvollziehbar. Auch sprachlich zeigt sich dies. Die Beschreibungen könnten tatsächlich aus der Feder eines 18jährigen Mädchens stammen, sie lesen sich noch sehr verspielt, experimentell, unschuldig, die Wortwahl entsprechend. Aber Nadine und Anna manipulieren gekonnt, und nie ist wirklich klar, wer nun welches Spiel mit wem spielt, die Fäden im Hintergrund bleiben sehr lange verborgen. Ist es wirklich nur Lust am Körper des anderen, oder ist es eine geplante Ausbildung? Sind die Mädchen wirklich untereinander verliebt, sodass eines zum anderen führt, oder ist alles von vorneherein geplant gewesen?

Von den 235 Seiten sind 180 Seiten angefüllt mit Nickis Briefen und den Gesprächen der beiden Männer. Die Briefe sind kursiv geschrieben, die Unterhaltung zwischen Oliver und Michael in normaler Schrift. Das bietet sehr viel Abwechslung, die Briefe enden oft mit einem Cliffhanger, die Gespräche beleuchten den Inhalt von Nickis Text und verleihen ihm nicht selten eine neue Bedeutung, die der Onkel zwischen den Zeilen zu lesen glaubt.

Oliver, gerade mal volljährig, noch völlig unverdorben und nichtsahnend, für ihn ist Sex ein nettes Intermezzo mit der Freundin mit viel Kuscheln, Küssen und Schmusen, er ist nun völlig überfordert. Michael hat es nicht leicht, ihm die Situation zu erklären und ihm begreiflich zu machen, was Nicki da tut, und wie es möglich ist, dass ihr dies sogar gefällt. Er versucht Oliver zu helfen, doch der will nicht begreifen. Michael erzählt, dass er seine Freundin verlieren wird, wenn er sie nicht schlägt, aber wie kann ein Mann eine Frau je schlagen, ihr dies je antun?

Nach dem letzten, heftigsten Brief machen sich die beiden auf den Weg, die Mädchen aufzusuchen und vor dem vermeintlichen drohenden Schaden zu retten. Doch sie finden etwas komplett anderes vor, als sie erwartet hatten. Twisted Plot, wie man es bei dieser Literaturgattung beileibe nicht gewohnt ist. Ja, Erotikbücher mit Handlung sind kostbare Perlen zwischen all der Einhandliteratur, aber es gibt sie, ich kann inzwischen viele benennen. Aber Erotikbücher mit einer Handlung, die auch unabhängig von den erotischen Momenten zu fesseln versteht und auch nach der Lektüre des Buches den Leser beschäftigt und ihn vor verschiedene Fragen stellt, so etwas findet man nur äußerst selten. Dieses Buch ist eine dieser kostbaren Perlen: ganz eindeutig geht es in den Briefen zur Sache, sie sind der Hauptanteil, und der ist extrem anregend. Sehr lustvoll, extrem SM-lastig (Tunnelspiele, Demütigung, Schmerz, NS, Exhibitionismus und vieles mehr), bis auf zwei von 16 Briefen ohne Geschlechtsverkehr (dieser dafür umso heftiger, einem Stino sollte man das SM-ABITUR nicht unbedingt in die Hand drücken). Dennoch ist die Handlung packend und auf den Briefen aufbauend, Briefe und Gespräche bilden eine hervorragende Einheit, und die letzten 50 Seiten lassen den Leser nicht mehr zu Atem kommen, nonstop scheucht der Autor von einer Szene zur nächsten, und immer weniger scheint klar, worum es eigentlich geht, bis sich alles auflöst. Oder doch nicht?

Die Dinge könnten sich exakt so zugetragen haben, alles ist machbar und möglich. Teilweise jedoch so heftig, dass die meisten Leute auch innerhalb der Szene diese Dinge als nettes Kopfkino in ihren Phantasien durchleben, es gerne als Buch lesen, aber dies auch real umzusetzen, würden fast alle hier wohl als grenzwertig oder zuviel empfinden. Man mag ja in Profilen immer wieder von "tabulos" lesen, aber trotzdem hat jeder eine Grenze. In diesem Buch wird sie überschritten, das ist Kopfkino vom Feinsten, aber einem Außenstehendem, einen Nicht-BDSMler würde ich ungern erklären müssen, warum mich so etwas kickt und wieso mich ein solches Buch anmacht.

Es ist nur ein Buch. Es ist Fiktion. Aber es werden absichtlich viele Fragen offen gelassen, und das Nachwort macht es nicht gerade leichter für den Leser. Nur ein Buch, nur ein prima Schachzug des Autors am Ende? Es bohrt, es lässt weiterhin nachdenken. Möglich wäre es, warum nicht? Und falls es wahr ist, war es dann ein abgekartetes Spiel, oder hat es sich zufällig ergeben? Wünschen wir uns nicht ein klein wenig, dass es wahr ist, damit das Kopfkino noch ein wenig zusätzliche Nahrung bekommt? Was ist mit den Ungereimtheiten in den Briefen, kann man die anhand der Handlung nicht doch noch irgendwie erklären? Immer wieder geht man am Ende die Briefe in Gedanken durch, erlebt die Szenen erneut und grübelt über die Hintergründe.

Wirklich gekonnt, Hut ab vor dem Autor. Er versteht es, die Story perfekt zu inszenieren und den Leser zu fesseln. Absolute Leseempfehlung für jeden, der einen geschickten Mindfuck dem reinen Geschlechtsakt vorzieht.




Bezugsinformationen:

G. Vandal: Das SM-Abitur
Kartoniert, 236 Seiten
SBN 978-3-936708-76-9
erschienen im Marterpfahl Verlag 2010
Preis: EUR 19,00




© Text: Kitsune

© Buchcover: Marterpfahl Verlag
Der Inhalt dieses Artikels gibt lediglich die Meinung und Ansicht des Autors wieder und muss mit der Meinung der Sklavenzentrale nicht unbedingt übereinstimmen.