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Kopfkino - Traumland oder Irrweg ? - SZN-159270
27.09.2009
ONLINE-MAGAZIN
Kolumne


Kopfkino - Traumland oder Irrweg?

Kopfkino im BDSM-Kontext ist eine feine Sache. Völlig ungefährlich sowie ohne Nach- und Nebenwirkungen kann man sich seine buntesten, erregendsten Träume erfüllen und Dinge erleben, die im richtigen Leben unerreichbar, gar unmöglich oder überhaupt nicht gewollt sind.

Wirklich völlig ungefährlich?

Liest man nicht gelegentlich von „Moneyslaves“ in diversen Variationen, die sich wirtschaftlich ruinieren, weil sie mit der Fantasie leben, die Empfängerin des Geldes sei ihre Herrin, der Besitz und Leben uneingeschränkt zu übereignen sind? Und gibt es nicht diese „Herren“, die in ihrem Traum von Dominanz und Macht die Grenzen der Legalität überschreiten, weil die Partnerin sich weniger Unterwerfung wünscht, als sie letztlich bekommt?

Natürlich sind dies extreme Beispiele. In den seltensten Fällen kommt es wohl so weit, und die meisten BDSMer nutzen ihr Kopfkino wahrscheinlich mit Maß und Ziel, sie bereichern sich dadurch Mußestunden und gefährden nichts und niemanden.

Und doch werde ich manchmal hellhörig. Zum Beispiel dann, wenn Menschen von absoluter Aufgabe ihres Willens träumen, wenn die „absolut tabulose, dauerbegehbare Dreilochstute mit Gangbangerfahrung“ zwecks „Abrichtung zur willigen Lustsklavin inklusive permanenter Nackthaltung“ per Inserat gesucht wird, wenn wildfremde Menschen beim allerersten PN-Kontakt ein Anrecht zu haben glauben, in der dritten Person angesprochen und gesiezt zu werden, dann frage ich mich manchmal, ob die Füße den Boden der Realität nicht vielleicht ein klitzekleines bisschen verlassen haben.

Nicht, dass ich ihnen dies nicht gönnen würde. Ich möchte nur nichts damit zu tun haben, und zwar aus einem ganz einfachen Grund:

ich denke, diese Menschen sind mit ihrem Leben sehr unglücklich, und anstatt etwas daran zu ändern, flüchten sie lieber in eine selbsterschaffene Traumwelt, aus der sie nicht in jedem Fall jederzeit wieder problemlos herausfinden.

Dass sie unglücklich sind, ist natürlich nur eine Annahme von mir. Aber ich habe an mir beobachtet, dass die Tendenz, ein Ticket für die „Mind Cinemas“ zu lösen, bei mir immer dann besonders stark ist, wenn in meinem Leben etwas stattfindet, vor dem ich flüchten möchte. Schon als Kind träumte ich mich vor Zahnarztbesuchen ganz weit weg, und als Erwachsene habe ich mich mehrmals dabei ertappt, wie ich von allumfassender Devotion gerade dann fabulierte, wenn ich im „Real life“ irgendetwas überhaupt nicht im Griff hatte.

Wenn es mir gut geht, findet mein Kopfkino eher einer Light-Version statt. Abends vor dem Einschlafen, als konkrete Szenerie und oft als Abwandlung oder Weiterführung von Erinnerungen an echtes Geschehen. Dabei handelt es sich eher nicht um Dinge, die ich auch genauso erleben will, ganz im Gegenteil: eine exakte Umsetzung meiner Phantasien wäre für mich mit dem Gefühl verbunden, dass ich die Situation steuere. Das liegt mir im sexuellen Bereich aber nun gar nicht. Gelegentlich gehen die Vorstellungen auch über das hinaus, was ich für mich als möglich und erträglich ansehe. Wie bei einem guten Horrorroman begnüge ich mich gern mit dem „nur dabei“, ohne mir ein „mittendrin“ zu wünschen.

Anders ist es jedoch, wenn ich meine Phantasie missbrauche, um vor realen Problemen wegzulaufen. Dann werden ganze Lebensverläufe erfunden, in denen ich keine Probleme habe, weil mein allwissender, allsehender und alleskönnender Überdom mir jede Entscheidung abnimmt und immer alles richtig macht – es könnte einem fast übel werden…

Ein Teil von mir weiß ganz genau, dass ich meine Zeit lieber dazu nutzen sollte, dafür zu sorgen, dass ich eben nicht mehr weglaufen muss. Das macht den Genuss nicht gerade größer. Gleichwohl kann es aber in Extremsituationen dazu kommen, dass sich so etwas ähnliches wie ein Suchtverhalten entwickelt – ich weiß, es ist nicht gut, aber aufhören kann ich irgendwie auch nicht. Dies zu realisieren, hat mir einmal einen riesigen Schrecken eingejagt. Nach dieser Erkenntnis ging ich sogleich hin und packte das ursächliche Problem bei den Hörnern, was zwar nicht leicht, aber auf lange Sicht bestimmt die bessere Lösung war.

Seither ist meine Phantasie für mich ein Luxus, den ich mir erlaube, wenn es mir gut geht und ich nichts anderes dafür vernachlässige. Und wenn ich das Gefühl habe, jemand handhabt das anders, dann lasse ich ihn – aber ich sehe ihm nicht dabei zu.


© ligeia

Der Inhalt dieses Artikels gibt lediglich die Meinung und Ansicht des Autors wieder und muss mit der Meinung der Sklavenzentrale nicht unbedingt übereinstimmen.